Warum investiert VW in Mobilitätsanbieter Sixt?

Aktuell Fahre ich: BMW i3

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Volkswagen soll aktuell einen Wiedereinstieg in die Autovermietung planen und beim Mobility Anbieter Sixt aus München einen 15 Prozent Anteil erwerben. So berichten diverse Medien in dieser Woche. Was steckt hinter dieser möglichen Transaktion?

Sixt machte bei DriveNow Kasse und launcht eine eigene Mobility App

Der familiengeführte Mobility Anbieter Sixt SE war zuletzt beim Joint Venture mit BMW bei DriveNow ausgestiegen. Genauer gesagt hatten die Pullacher ihren Münchener Kollegen DriveNow als Geschäftsmodell überlassen. Die Software für den Carsharing Anbieter lief zunächst nach wie vor auf den Rechnern von Sixt, nur eben als White Label Lösung. BMW zahlte im Januar 2018 für die Hälfte an dem bisherigen Gemeinschaftsunternehmen die Ablöse von rund 209 Millionen Euro an Sixt. Kurz darauf beschlossen DriveNow (BMW) und die Daimler Tochter Car2go ein Sharing Joint Venture mit dem Namen ShareNow anzugehen.

Volkswagen wirbt um Sixt in mehreren Anläufen

Volkswagen hingegen war lange beim Sixt-Konkurrenten Europcar beteiligt und verkaufte im Jahr 2006 an den Finanzinvestor Eurazeo. In den letzten Jahren versuchten die Wolfsburger mehrfach, bei Sixt einzusteigen oder in Form eines Joint Ventures im Carsharing oder Auto-Abonnement tätig zu werden. Jetzt scheint es zu klappen. VW spekuliert wohl auf einen Anteil von rund 15 Prozent an den Pullachern, gesplittet in Stamm- und Vorzugsaktien.

Die Ausgangslage: VW – WeShare – Sixt

Interessant ist zunächst einmal die Tatsache, dass VW mit seiner Tochter WeShare bereits im Carsharing Markt vertreten ist.

Das in Berlin ansässige WeShare ist ein stationsunabhängiger Autovermieter, der im sogenannten ‚Free-Floating‘ Sharing Modell seine rein elektrischen Fahrzeuge bislang in Berlin, Prag und Hamburg anbietet. Noch im Januar kündigte WeShare die Expansion in fünf weitere europäische Städte an. München, Paris, Madrid, Mailand und Budapest standen auf der Liste, doch aufgrund der Coronapandemie liegen die Expansionspläne auf Eis.

Bereits 2019 war WeShare mit 1.500 e-Golf in Berlin gestartet, inzwischen ist auch die VW Tochter Skoda mit an Bord. WeShare selbst ist ein Service der VW Mobilitätstochter UMI, die aus Berlin heraus den vollelektrischen Service betreibt.

Die Sharing Strategie von Sixt hingegen setzt traditionell auf ein großes Netzwerk an festen Mietstationen. Über die bis vor ca. einem Jahr auf Mietfahrzeuge fokussierte Sixt App lassen sich nunmehr auch die Sharing Fahrzeuge buchen. Sixt hat vor allem in München und Berlin eine große Anzahl an stationsunabhängigen Fahrzeugen, die in der Kurzzeitmiete, dem Sharing genutzt werden. Die One-Stop App von Sixt lässt also sowohl die Buchung eines Mietwagens, als auch eines Sharing Autos zu.

Was steckt hinter diesem Anlauf von VW, sich an Sixt zu beteiligen?

Wesentlicher Grund für den potentiellen Einstieg von VW bei Sixt ist eine Veränderung im Nutzerverhalten. Vor allem in den Metropolen wie München, Hamburg oder Berlin wollen immer weniger Menschen ein eigenes Auto haben. Die Daten über die Nutzung eines Autos liegen daher nicht mehr bei den Automobilherstellern, sondern bei den Mobilityhäusern wie Sixt, Uber, Lyft, ShareNow und Co.

Für alle Fahrzeughersteller wie Volkswagen, BMW oder Daimler liegen die Gewinne der Zukunft also weniger im Verkauf der Fahrzeuge, sondern mehr im Betrieb der Autos. Und da hat sich im Bereich der Sharing Angebote Sixt mit Hilfe seiner multimodalen App einen echten Namen gemacht und bringt letztlich viele Tausend Kunden bereits mit, die an diese moderne Mobilitätsform bereits gewohnt sind.

Kostenloses Parken an beiden Berliner Flughäfen möglich – Bild VW Presseseite

Mein Fazit zum (möglichen) Einstieg von VW bei Sixt

Das Mobilitätsangebot Shared Electric gilt unter Mobility Experten als eine der wichtigsten Lösungen für die effiziente urbane Mobilität. Denn das zunächst auf Elektroautos orientierte Angebot lässt sich schnell erweitern um elektrische Zweiräder, also E-Scooter, E-Mopeds oder E-Bikes. Die Fahrzeuge der Mikromobilität ergänzen dann die Autos in den Städten und für die Fahrten auf der letzten Meile.

Mit seinem geplanten Einstieg bei Sixt sichert sich VW Zugriff auf dieses wichtige Know-how und diese Kunden. So wie es BMW und Daimler mit ihrem Joint Venture ShareNow vorgemacht haben. Letztlich sichert sich VW mit Sixt diesen Zugang deutlich schneller, als mit seiner Tochter WeShare, die für einen solchen Markteinstieg wahrscheinlich ein wenig zu spät gelauncht wurde.

Im globalen Vergleich sind die beiden deutschen Angebote jedoch recht klein. Es bleibt also abzuwarten, ob sich dieser Einstieg von VW bei Sixt langfristig überhaupt auszahlen wird können. Denn Uber, Ola (Südamerika) oder Didi in China sind deutlich vor den deutschen Anbietern positioniert und fahren bereits seit vielen Jahren ihre Sharing Kunden von A nach B.