Auto-Abonnement – wann lohnt sich das?

Aktuell Fahre ich: BMW i3

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Aktuell fahre ich: BMW i3

Vor ungefähr einem Jahr habe ich eine Serie zum Thema Auto Abonnements hier auf meinem Blog begonnen. Damals habe ich über die meist zaghaften ersten Versuche der Abonnement Anbieter berichtet, heute möchte ich hinterfragen, was sich in der Zwischenzeit getan hat.

Abonnements gehören definitiv in unsere Zeit, wir neigen in allen Bereichen unseres Lebens mehr zum Teilen oder gemeinsamen Nutzen von Gütern. In der Mobilität ist dieses Teilen unter dem Namen Sharing gemeinhin von den Fahrzeuganbietern bekannt, auch wenn es sich hier korrekterweise nur um Kurzzeit-Abonnements handelt. Wer in den urbanen Zentren unterwegs ist, der stolpert ganz unweigerlich (im wahrsten Sinne des Wortes) über die Sharing Angebote für E-Scooter (Voi, TIER, Dott, Bolt, Lime oder Bird, um nur einige Anbieter zu nennen) eBikes oder auch Autos. Hier ist der gemeinsame Nutzen klar: ich schaffe mir doch keinen E-Scooter an, wenn ich 2x pro Monat nach München fahre und dort vom Hauptbahnhof in die Maxvorstadt fahren möchte. Klar ist auch, dass diese Sharing Angebote von Vielen als extrem teuer wahrgenommen werden, gerade von Menschen, die ab und zu (ohne Volumen-Abo-Pakete) ein solches Verkehrsmittel nutzen.

Auto Abonnements boomen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Von diesen Sharing Angeboten einmal abgesehen, boomen derzeit Abonnement Angebote für Autos, nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz und in Österreich. Die Anbieter, zu denen ich gleich noch gesondert kommen werde, preisen den Abschluss eines Auto Abonnements mit der Einfachheit AussuchenBestellenErhaltenLosfahren.

Wie das Auto-Abonnement tatsächlich funktioniert, das hatte ich letztes Jahr bereits hier erklärt. Im Überblick sind die folgenden Leistungen in das Abo inkludiert:

  • Versicherung und Steuer
  • Verschleiß und Reparaturen
  • Wartung & TÜV
  • Reifen und Reifenwechsel

Welchen Stellenwert hat das Auto-Abonnement als Vertriebsform?

Nach einer Prognose des Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen hat das Auto-Abonnement tatsächlich das Potential um in der Zukunft eine beherrschende Rolle im Vertriebsmix der Hersteller zu spielen. Innerhalb von zehn Jahren sehen die Forscher ein Potential von bis zu einer Million Nutzer. Allein für die Privatkunden soll der Anteil der Abos auf 40 Prozent bis zum Jahr 2030 steigen. Kein Wunder also, dass so viel Bewegung im Markt ist, derzeit.

Doch wie sieht es inzwischen aus mit Kostentransparenz und Flexibilität beim Auto-Abo? Und wann lohnt sich dieses ‚all-inclusive‘ Angebot eigentlich?

Wer bietet Auto-Abonnements an?

Nun, ganz grundsätzlich unterscheiden wir zwei Arten von Anbietern: wir haben die Anbieter, die das Fahrzeug im eigenen Bestand haben und diejenigen, die mit ihrer Plattform lediglich vermitteln, zum Beispiel zu Händlern, die als Partner die Abwicklung übernehmen. Von den Anbietern mit Fahrzeugen im eigenen Bestand, haben sich unter den Startups in den letzten 12 Monaten Finn (ehemals finn.auto), Cluno und ViveLaCar entwickelt. Die Mobility Startups skalieren schnell, sie benötigen in der Regel größere Finanzierungsrunden, um neben dem Aufbau des Teams auch die Fahrzeuge zu finanzieren, die in ihrem Bestand sind und an die Kunden im Abonnement vermarktet werden.

Finn aus München meldete in der letzten Woche erstmals 200 Abo-Abschlüsse an einem Tag. Das ist für einen Anbieter, der gerade einmal 15 Monate alt ist, ein wirklich sensationelles Wachstum. Fahrzeuge im eigenen Betsand haben natürlich auch die OEMs selbst, auf der Seite der Abo-Anbieter, die die Kunden (lediglich) vermitteln, hat das Startup Faahren aus Würzburg ein starkes Wachstum hingelegt.

Ein kleiner Schwenk in die Schweiz, denn in diesem deutlich kleineren Markt tummeln sich richtig viele Anbieter. Carvolution rühmt sich der Marktführerschaft, und hat vor allem bei den Google Rankings deutlich die Nase vorn. Doch auch Carify, Clyde und seit neuestem der auf E-Autos spezialisierte Abo-Anbieter E-JOY mischen im Schweizer Abo Markt kräftig mit. Hinzu kommt mit ViveLaCar der Stuttgarter Anbieter, der beispielsweise im Auftrag von BMW Mini das Abo per White Label Lösung in der Schweiz ergänzt.

Bildrechte: Michael Brecht – der Polestar 2 im Auto-Abonnement

Für wen lohnt sich das Auto Abo?

Ich denke, dass das Auto-Abo in mehreren Situationen wirklich lohnenswert ist. Dabei spielt die Laufzeit für den Einsatz eine ganz entscheidende Rolle. Je länger ich für mich weiss, welches Auto ich definitiv benötige und wieviele Kilometer ich damit jährlich fahre, desto eher entscheide ich mich besser für einen Kauf oder das Leasing eines Autos. In den folgenden Fällen lohnt sich jedoch der Blick auf das Auto-Abo. Hier sind zwar sämtliche Kosten (wie Versicherung, Wertverlust, Steuern etc.) in die Aborate mit eingeflossen, doch kann allein die Flexibilität einen Entscheid für das Abo ausmachen. Zwei Beispiele:

  1. Wir erkennen heute viele Abo-Abschlüsse bei Elektroautos, der Markt für diese elektrischen Autos ist noch jung, die potentiellen Fahrer eines E-Autos noch unentschlossen. Vielleicht möchte man zunächst einmal herausfinden, ob ein elektrische Fahrzeug tatsächlich zum eigenen Mobilitätsverhalten passt. Hier kann der Kunde mit Abschluss eines Abos für 3 oder 6 Monate den Test zeitnah beginnen (in der Regel sind die Fahrzeuge gut verfügbar) und lässt das E-Auto nach Ende der Laufzeit wieder abholen und ist in der Regel dann schlauer.

2. Gerade junge Menschen zwischen 25 und 35 Jahren lieben Auto-Abonnements. Warum: nun, die Tests von neuen Fahrzeugen, wie oben beschrieben, gelten natürlich auch für diese Altersgruppe. Doch hinzu kommt, dass das nötige Kleingeld für den Kauf eines Autos beim Abo nicht aufgewendet werden muss, in dieser Phase nicht ganz unwichtig. Zusätzlich lässt sich die Fahrzeuggröße bei potentiellem Zuwachs mit Kindern oder Hund nach Bedarf vergrößern.

Ähnlich wie bei der Rückgabe des Leasingfahrzeuges ist allerdings auch die Rückgabe des Abo-autos ein gewisser Stresstest, denn professionelle Subunternehmer überprüfen das Fahrzeug auf eventuelle Unfallschäden oder auch den (Ab-)Nutzungsgrad im Innenraum. Ich habe selbst bei der Rückgabe eines Polestar 2 an einen der Anbieter erlebt, wie penibel der Gutachter dabei vorging, sehr freundlich aber eben doch bestimmt. Wem hier aufgrund der Kindermalereien im Fonds oder der Herbstspuren im Fussraum dabei Angst und Bange wird, der setzt dann doch besser auf den Kauf eines eigenen Fahrzeuges.

Wie schaut es mit den Preisen für die Fahrzeuge aus?

Es ist zunächst festzustellen, dass die Anbieter inzwischen im Vergleich zum letzten Jahr deutlich mehr elektrische Fahrzeuge im Portfolio haben. Selbst beim von mir im letzten Jahr noch stark gescholtenen Miet-Marktführer Sixt, lassen sich inzwischen E-Autos in die Langzeitmiete (so nennt Sixt das Autoabo) nehmen. Preislich lohnt sich ein wenig Recherche. Hier findet man beim ein oder anderen Startup, aber auch bei den Herstellern selbst immer wieder Sonderangebote zu einzelnen Autos im Abo. Nicht immer ist das Vorgehen dabei durchgehend verfügbar. So hatte Audi eigens eine Webseite mit dem Namen audiondemand für die Abos von Audi Fahrzeugen gelauncht, doch darauf steht jetzt, dass das Angebot wieder überarbeitet werden muss. Lediglich die Kurzzeitmiete von 1-28 Tagen ist möglich.

Die Hersteller kämpfen hier sichtlich mit der Problematik, dass die realistische Preisfindung für ein all-inclusive Produkt wohl kaum dem Endkunden zuzumuten ist. Schließlich verliert ein Auto dann am meisten an Wert, wenn es als Neuwagen vom Hof des Herstellers fährt. Es fällt den Automobilherstellern schwer, diesen Wertverlust ‚korrekt‘ im Abopreis widerzuspiegeln. Letztlich müsste man eher auf einen Lifecyclepreis des Fahrzeuges, also zum Beispiel über eine Nutzungsdauer über 3-4 Jahre hinweg, setzen. Schwierig fällt eine solche Berechnung ohnehin in Zeiten knapper Fahrzeuge bedingt durch den aktuellen Chipmangel. Da verkauft der Hersteller lieber Fahrzeuge komplett an den Endkunden, als bei einem Abonnement zunächst draufzulegen.

Mein Fazit und Rat für den Abonnement Interessenten

Wer kurzfristig testen möchte oder, wie oben beschrieben, die anstehenden Veränderungen in der Familie bereits kennt (oder geplant hat), der setzt beim Auto-Abonnement auf das richtige Modell. Flexibilität gepaart mit guter Verfügbarkeit der Fahrzeuge ist ein schlagendes Argument. Allerdings sind gerade bei der Ausstattung der Fahrzeuge keine Extrawürste zu erwarten, die Sonderlackierung mit der Maximalausstattung ist da nicht unbedingt drin.

Doch selbst wenn der Preis für das Abo ein wenig höher ist, als für den auf 24 Monate plus gerechneten Leasingpreis (mit eigener Versicherung und Wartung), selbst dann lohnt sich das Abo für Menschen mit dem Blick auf Neues. Es hat schon viel Charme, mit dem Allrad im Schnee in die Berge zu fahren und dann im Sommer auf ein Cabrio für den Strandausflug zu wechseln. Es gibt Anbieter, die erlauben dieses unterjährige Wechseln der Fahrzeuge, hier ist für den flexiblen Konsumenten der höchste Wert im Abo zu finden.