Tesla Cybertruck – braucht’s das wirklich?

Aktuell Fahre ich: BMW i3

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Vor wenigen Stunden hat Elon Musk in gewohnt dramatischer Art und Weise sein neuestes Elektrofahrzeug präsentiert. Nach den vier Tesla E-Autos mit den Buchstaben S 3 X Y (Model S, Model 3, Model X und ab dem kommenden Jahr das SUV Model Y) folgt jetzt der Cybertruck. Tesla bringt hiermit einen Pickup Truck, der vor allem auf dem amerikanischen Markt das enorm wachsende Segment um einen Elektro-Pickup bereichern soll.

Bildrechte/Image Rights: Tesla – der Cybertruck Pickup Truck des Elektroauto Herstellers

Die Beweggründe für den Cybertruck

Tja und da sind wir schon beim eigentlichen Hintergrund zu diesem Post: was treibt einen Elon Musk eigentlich zu einem solchen Fahrzeug? Ich möchte in diesem Post erklären, welche Beweggründe ein amerikanischer Fahrzeughersteller hat, einen futuristischen und gleichzeitig geradezu rohen Pickup auf den Markt zu bringen. Über Design und Aussehen lässt sich ja bekanntlich streiten, und daran möchte ich mich auch garnicht zu sehr aufhalten. Ich möchte hinterfragen, ob wir einen solchen Cybertruck wirklich brauchen.

Blicken wir 15 Jahre zurück – in das australische Outback

Meine Geschichte beginnt bei meinem eigenen sechsjährigen Aufenthalt in Australien. Auf den großen Farmen im dortigen Outback gibt es kaum einen anderen Fahrzeugtypen, als die Pickups. Downunder werden sie ‚Ute‘ genannt, die Kurzform (alles in Australien wird irgendwie abgekürzt) von Utility Vehicle. Neben der obligatorischen Werkzeugkiste ist auf der rückseitigen Plattform häufig eine Halterung für Hunde angebracht. Der Bushie in Australien hat gerne seinen Vierbeiner dabei.

Der Ute – (Pickup) im australischen Outback – Bildrechte: Julinka Brecht

Über die Jahre hinweg wurden die Pickups deutlich komfortabler ausgestattet. Gerade das ‚Wachstum‘ auf eine ‚Dual Cabin‘ ermöglichte die Mitnahme der ganzen Familie für das Picknick am Sonntag oder in den Ferien. Die Pickups zogen ein in die australischen Vorstädte, nicht selten mit erstaunlichen Eigenkreationen auf der hinteren Plattform. So wurden sie Transportmittel und Familienspaß zugleich. Die Krönung war für mich die Nutzung der Plattform als Kinder-Plansch-Pool bei Temperaturen um die 45 Grad im australischen Outback bei unseren Nachbarn.

Pickup mit Motorrad in Australien – Bildrechte Julinka Brecht

Doch irgendetwas ging schief mit dem Einsatz der Pickups in unserer westlichen Zivilisation. Denn plötzlich fuhren nicht nur in Sydney und Brisbane, sondern auch in Hamburg und München die Pickup Trucks inmitten unserer Innenstädte. Nicht selten blitzen Lack und Felgen in edlem Glanz – von Matsch und roter Erde keine Spur. Ähnlich dem Erfolg der SUVs sind die Pickups Teil einer Zurschaustellung des eigenen starken Charakters, frei nach dem Gaul vor der Kneipe, nur jetzt mit möglichst viel PS und monströsen Reifen. Für mich sind diese Pickups in unseren Städten einfach fehl am Platze.

In 2019 werden in den USA ca. 2,7 Millionen Pickup Trucks verkauft

In den USA hat diese Entwicklung für die traditionellen Hersteller Ford und GM dramatische Folgen. Während die Verkäufe von Pkw in den USA um zweistellige Prozentsätze zurückgehen, zeigten die leichten Nutzfahrzeuge einen Anstieg von ca. 8 Prozent im Jahr 2018. Ford zog sich daraufhin Anfang 2019 ganz aus dem Geschäft mit den sogenannten Sedan Modellen zurück, einzig der Ford Mustang verblieb im amerikanischen Produktportfolio zusätzlich zu den SUV und Pickups. Insgesamt werden in den USA in diesem Jahr alleine 2,7 Millionen Pickup Trucks verkauft.

Der Pickup-Bestseller unter den monströsen Pickups in den USA hieß bislang Ford F-150. „Geschaffen für jedes Gelände, dank der Bodenfreiheit von bis zu 283 mm kann er durch bis zu 850 mm tiefes Wasser fahren und ist ein perfekter Partner für Ihre Outdoor-Aktivitäten“, soweit die Ford eigene Werbung. Seit Freitag heißt der Herausforderer nicht Toyota, Mercedes-Benz X-Klasse oder der elektrische Pickup von Rivian.

Und jetzt kommt Elon

Elon Musk präsentiert einen futuristisch aussehenden Pickup Truck und liefert das Video mit den verzweifelten Wettbewerbern gleich hinzu. Der Cybertruck hängt locker aus dem Stand einen Porsche 911 ab, seine Zugkraft lässt den Ford F-150 Klassiker alt aussehen. Ein kugelsicheres Stahlskelett, bis zu 800 Kilometer Reichweite und in drei Ausstattungsvarianten ist für jeden Offroadfan etwas dabei.

Schon kommen die ersten Meldungen dieses Wochenendes mit aus dem Stand erreichten 146.000 verkauften Cybertrucks. Die Fans weltweit feiern den Musk Schachzug, nun endlich im Segment der Pickup Trucks einen elektrischen Tesla vorzufinden. Und so sehr ich ein Freund elektrisch betriebener Nutzfahrzeuge bin, umso mehr beunruhigt mich der Gedanke eines Cybertrucks in unseren Städten. In unter zwei Sekunden die Höchstgeschwindigkeit in einer deutschen Stadt erreichbar, das lässt nichts Gutes erahnen.

Mein Fazit zur Ankündigung des Tesla Cybertruck Pickups in den USA

Ich halte Elon Musk für einen der größten Innovatoren dieses Jahrhunderts. Sein Fokus auf Elektroantriebe und seine Vision haben trotz aller Anlaufschwierigkeiten Tesla zu DEM Namen im Segment der elektrisch betriebenen Fahrzeuge gemacht. Und so ist es Tesla selbst garnicht unbedingt übel zu nehmen, nun auch in das lukrative Segment der Pickups einsteigen zu wollen. Elektrische Pickups ergeben schon deshalb Sinn, da sie zumeist in kürzeren Reichweiten eingesetzt werden.

Doch leider übertreibt Tesla und präsentiert nunmehr im Pickup Segment eine Kampfmaschine für die Straße. Die knapp 150.000 Bestellungen innerhalb von 48 Stunden sind ein großer Vertriebserfolg, zumal scheinbar viele der Besteller zuvor keinen Pickup ihr eigen nannten. Zum Vergleich: der VW-Konzern feierte nach einigen Monaten die Marke von 30.000 verkauften, elektrischen ID.3 Fahrzeugen zum Buchungsstart.

Für mich bleibt jedoch die Frage, weshalb wir überhaupt einen kugelsicheren Wagen in Rennversion benötigen. In welche Schlacht wollen wir mit einem solchen Auto ziehen? Wir benötigen für die nachhaltige Lösung unserer Umweltprobleme kleinere, verlässliche Elektroautos für die Städte und keine Kampfmaschinen. Ich bin gespannt wann wir den Cybertruck dennoch auf der Maximilianstraße in München oder in Berlin Unter den Linden sehen werden. Ab 2021 soll ausgeliefert werden.

Ich bin Michael, der Autor des emobilitaetblogs

Mein aktuelles Fahrzeug: ein BMW i3

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