Ich habe in dieser Woche einen Tag auf der zweitägigen Fachkonferenz GreenAutoSummit in Stuttgart verbracht. Das Team um den Veranstalter Mykolas Mataciunas von InLinum in Co-Produktion mit Hans-Peter Kleebinder und Wulf Schlachter hatte in Sachen Schutz der Teilnehmer ganze Arbeit geleistet. Von daher von mir zunächst einmal einen herzlichen Dank für die Einladung nach Stuttgart.
Was sind meine wichtigsten Eindrücke von diesem Tag auf einem Summit, der in Zeiten von Corona/COVID-19 natürlich unter besonderen Sicherheitsmassnahmen stattfand.
Der Präsident des BEM Kurt Sigl fordert eine Mutkultur in Sachen Mobilität
Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbandes eMobilität, eröffnete mit seiner Keynote und erklärte in gewohnt frischer und ehrlicher Art, dass es an der Zeit sei für einen Paradigmenwechsel. Der BEM wurde vor elf Jahren gegründet und zählt mittlerweise mit seinen 300 Firmenmitgliedern zu einer gewichtigen Stimme in der deutschen Mobilitätslandschaft. Der Verband ist ein wichtige Stimme nicht nur für die (potentiellen) Fahrer von Elektroautos, sondern vertritt die Interessen der Fahrer aller elektrischen Fahrzeuge, vom E-Bike über die E-Scooter, E-Mopeds bis hin zu den elektrischen Luftfahrzeugen.
„Es fehlt die Mutkultur in Deutschland,“ Kurt Sigl – Präsident des Bundesverbandes eMobilität.
„Was fehlt mir an diesem Land: es fehlt mir die Mutkultur, denn bei uns sucht man zunächst das Haar in der Suppe… Wir müssen machen. Wir zerreden zu viel, wir brauchen Macher,“ das waren starke Worte und gaben den anwesenden ca. 60 Teilnehmern einen deutlichen Weckruf für diesen Tag.
Less conversation – more action – Sophia Schepers über ihre Erfahrungen bei der Transformation bei AUDI
Sophia Schepers ist Koordinatorin für e-mobility Europe bei der AUDI AG und präsentierte in ihrem Vortrag den aktuellen Stand in Sachen e-tron seitens der Ingolstädter. Der Audi e-tron wird aber tatsächlich in Brüssel gebaut und von daher passte ihr Eingangsstatement an diesem Tag. Audi hat sich klar der Nachhaltigkeit verschrieben und zu einer Reduzierung des Kohlenstoff-Fußabdrucks um 30% bis 2025 verpflichtet. Bis zum Jahr 2050 plant der Automobilhersteller zu 100% kohlenstoffneutral zu sein. Das ist man im e-tron Werk in Brüssel bereits heute, somit gilt das Elektroauto und dessen Herstellungsort als Vorbild im gesamten Konzern.
Sophia berichtete von der Herausforderungen eines OEMs auf dem Weg zur E-Mobilität. Vom Training der gesamten Vertriebs- und Servicemannschaft, über die Ladedienste bis hin zu den ganz eigenen Paketen für die Interessenten eines Elektroautos. So bietet Audi beispielsweise seinen Neueinsteigern in die Elektromobilität an, im Zuge eines flexiblen Leasings Fahrzeuge wechseln zu können. So wird dem E-Einsteiger die Angst vor diesem neuen Antrieb genommen. Erfolgreich ist Audi mit seinem e-tron ohnehin: 60% Marktanteil im Premium-BEV-Segment im entwickelten E-Auto Markt Norwegen und insgesamt 19.300 verkaufte Einheiten bislang im Jahr 2020. Der deutsche Fahrzeughersteller ist angekommen im internationalen Aufbruch in Sachen ‚E‘.
Exklusive Einblicke in die Planungen zur IAA Mobility 2021
Christine von Breitenbuch gab im finalen Vortrag an diesem Dienstag einen spannenden Einblick in die Vorbereitungen zur IAA Mobility, die erstmals im kommenden September in München ausgetragen wird. Veranstalter ist dann neben dem VDA auch die Messe München. Christine selbst ist als DirectorIn IAA verantwortlich für diese Mammutaufgabe. Denn es geht um nicht weniger, als aus einer in die Jahre gekommenen Automesse eine lebendige und offene Mobility Show zu bauen. Eine Operation am offenen Herzen quasi und doch eine der vielleicht spannendsten Aufgaben, die in Sachen Smart Mobility derzeit global existiert.
In einem sehr lebendigen Vortrag nahm uns Christine mit auf die Reise in die geplante Mobility Welt in München im kommenden September. Neben der Fachmesse und Konferenzen auf dem Messegelände wird es in der Münchener Innenstadt an vielen Plätzen wie dem Marienplatz, in der Altstadt, im Lehel oder in Schwabing Veranstaltungen für die Bürger und Gäste der Stadt geben. Dieser sogenannte Open Space lädt ein zum nachhaltigen Happening der Mobilität. Die neue Mobility Veranstaltung ruft auf zur Teilnahme am Dialog mit Akteuren der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.
Ein weiteres Highlight: die sogenannte Blue Lane verbindet die Innenstadt Münchens mit dem Messegelände. Hier werden auf einer gesondert gesperrten Fahrbahn elektrische Fahrzeuge aller Größen zum Einsatz kommen und den Interessierten die nachhaltigen, zukunftsorientierten Fahrerlebnisse bieten. Aus schnöder Automesse wird ein Mobilitätsevent für Alle – großartig!
Mein Fazit zum GreenAutoSummit in Stuttgart
Ich bin ja mit etwas Skepsis nach Stuttgart gereist, denn die COVID-19 Entwicklungen in Deutschland in diesem Oktober ließen mich zunächst an der Sinnhaftigkeit einer solchen ‚realen‘ Veranstaltung zweifeln. Dieser Tag in Stuttgart hat mich jedoch vollends überzeugt. Es ist wichtig, dass wir uns gerade in Sachen zukünftiger, nachhaltiger Mobilität miteinander austauschen und unsere Netzwerke pflegen und ausbauen.
Die diversen Keynotes, die Panel Diskussionen und nicht zuletzt die Gespräche in den Pausen haben mir gezeigt, wie elementar dieser persönliche Austausch ist. Es ist beeindruckend, mit welcher Passion Menschen aus den verschiedensten Teilen Europas an der Mobilität der Zukunft arbeiten. Frei nach Bertolt Brecht fasse ich daher mit einem Blick aus meiner Mobilitätsbrille zusammen: ‚Ändert die Welt – sie braucht es.‘