Servus Michael, ich freue mich sehr, dass wir heute über dein Logistik Startup sprechen können. Ihr seid ein österreichisches Startup aus Wien. Erzähl uns zunächst einmal ein wenig über das Geschäftsmodell von New Mobility Enterprise?
Michael Punzet: Ich habe gemeinsam mit meinem Partner Maximilian Mader im Juni 2018 die New Mobility Enterprise (kurz NME) gegründet. Wir bearbeiten mit unserer Plattform konkrete Probleme in der Logistik bei der Belieferung der sogenannten letzten Meile. Bestehende Logistiksysteme wurden in der Vergangenheit nicht mit dem Fokus auf limitierende Umweltfaktoren konzipiert und umgesetzt. Gerade heute sind die CO2- neutrale Zustellung, die Verringerung des (innerstädtischen) Verkehrsaufkommens sowie ganzheitliche Zustelllösungen für den explodierenden Online-Handel von zentraler Bedeutung.
Die NME Unternehmensgruppe verfolgt das Ziel, mit ganzheitlichen Lösungen das kombinierte Potenzial aus Elektrifizierung und Digitalisierung im Mobilitätssektor zu heben. Wir verstehen uns dabei nicht als Automobil- oder als IT-Unternehmen, sondern als Erschaffer neuer Lösungen in der Kombination aus Software und Hardware. Wir wollen mit unseren bislang 13 Mitarbeitern aus vier Nationen mit unseren Services entlang der mobilen Wertschöpfungskette integrieren.
eMobilitätBlog: Was macht ihr dann konkret als Plattform für die letzte Meile?
Michael Punzet: Nun, wir arbeiten quasi an zwei Problemstellungen gleichzeitig. Zunächst einmal wollen wir das Fahren und Zustellen mit benzin- und dieselbetriebenen Fahrzeugen durch batterieelektrische Fahrzeuge ersetzen. Unser vollelektrischer Transporter ist mit 5 Kubikmeter Laderaum, 950 kg Zuladung und 180 Kilometern nutzbarer Reichweite seit wenigen Tagen auf den Straßen Wiens unterwegs. Mit einem Preispunkt von unter 16.000 Euro nach österreichischer Förderung ist der NME Cargo Van 1.0 eine echte, preisgünstige Alternative für den Einsatz in den urbanen Zentren. Bei unserem Fahrzeug handelt es sich um einen elektrischen Transporter, der von Dongfeng Automobile (DAFC) in China produziert wird.
Zusätzlich animieren wir in dieser Lieferung auf der letzten Meile zu einem künftigen „kollaborativen Teilen der Fahrzeuge“, also einem Sharing Modell. Dieser laufende Prozess für die Lieferung wird durch die Kombination aus Hardware und Software begleitet.
eMobilitätBlog: Gibt es für diese Lieferungen eine Software, oder setzt ihr auf Dienstleistungen für einzelne Kunden?
Michael Punzet: Wir haben zunächst einmal mit „GREEN TO HOME“ die erste Anwendung für einen umweltschonenden, verkehrsschonenden und lautlosen Transport von Waren entwickelt. Das „Zustellerlebnis“ wird damit erstmals vor das eigentliche „Einkaufserlebnis“ des Kunden gestellt. Bisher gab es für den Kunden keinerlei Möglichkeit einen echten, nachhaltigen und transparenten Fussabdruck im Zusammenhang mit bestellter und zugestellter Ware zu hinterlassen. Hierbei stört uns vor allem das derzeitige Wachstum an Zustellfahrzeugen aufgrund des wachsenden Onlinehandels.
Mit der GTH-Anwendung adressieren wir das Thema der Zustellung direkt an den Endkunden, den Konsumenten von online gekauften Waren. Der Kunde trägt aktiv dazu bei, dass die Zustellung emissionsfrei und gebündelt erfolgt. Durch die Bündelung von Waren in der Zustellung kann zumindest ein Teil des zusätzlichen Verkehrs aufgrund des wachsenden Onlinehandels abgefedert werden.
eMobilitätBlog: Und wie läuft diese Zustellung dann konkret ab?
Michael Punzet: Der Transport und die Zustellung der Waren erfolgen auf Basis effizienter Nutzung von Laderäumen (Teilen und Optimieren). Wir setzen in dieser ersten Phase, in der wir uns vor allem auf die Auslieferung von Online Bestellungen konzentrieren, ausschliesslich auf batterieelektrische Fahrzeuge. Unsere Plattform ermöglicht individuell durch den Endkunden auswählbare Zustelloptionen und bündelt dann die Paketlieferungen. Die Auswahl dieser Zustelloption durch den Endkunden sind komplett unabhängig vom eigentlichen Warenkauf im Webshop. GTH ist damit der erste Schritt auf Basis eines digital-elektrischen Geschäftsmodells anhand verschiedener Mobilitätstools.
eMobilitätBlog: Und wie werdet ihr euren Service weiterentwickeln?
Michael Punzet: Im Ausbau von GTH werden weitere digitale Transportlösungen, so auch im B2B Segment, etabliert. Wir arbeiten an einer zentralen Mobilitätsplattform als Drehscheibe emissionsfreier Gütermobilität. Wir als Logistik Startup liefern den Nutzern batterieelektrischer Transporter zunächst einmal die Geschäftsmodelle zum Fahrzeug. Schritt für Schritt entsteht dann eine offene Mobilitätsplattform, um möglichst viele batterieelektrische Fahrzeuge und Transporteure anzubinden, die als Zusteller für NME Dienstleistungen tätig werden.
Danke Michael für unser Gespräch, wir wünschen euch viel Erfolg und wer weiß: vielleicht sehen wir die NME Fahrzeuge auch eines Tages in Deutschland fahren.