Meine eigenen Erfahrungen mit E-Scootern auf deutschen Straßen sind bislang wenig erfreulich, und das, obwohl ich ein ausgewiesener Fan der elektrischen Tretroller bin.
Letztlich kämpfen die großen amerikanischen Anbieter wie etwa Lime und Bird, aber auch die großen Sharing Anbieter wie Uber und Lyft, global darum, ihre Sharing Modelle profitabel zu machen.
Ernüchterung unter den E-Scooter Anbietern und deren Finanziers
In Deutschland ist nach der ersten Euphorie nach dem Start im vergangenen Sommer jedenfalls eine gewisse Ernüchterung eingekehrt. Viele der Mobility-Experten sind sich einig, dass der Markt übersättigt ist und sich konsolidieren muss. Es ist also an der Zeit, nach einer Zeit des schnellen Wachstums, die akuten Probleme anzugehen, wie z.B. die Wirtschaftlichkeit in den jeweiligen Städten, Optimierung der eingesetzten Software, Haltbarkeit oder Wechsel der Batterien und die generelle Sicherheit der Dienste.
Dafür ist die Winterzeit natürlich wie gemacht. Bei Schneefall oder Starkregen gehen die Nutzungszahlen der elektrischen Tretroller drastisch zurück. Da kann man als Sharing Anbieter in der Zwischenzeit seine Hausaufgaben machen.
E-Scooter Sharing Anbieter auf dem Weg zu Profitabilität
Weltweit ist die Luft für Investments in E-Scooter Unternehmen dünner geworden. Noch vor 1-2 Jahren war das noch junge Marktsegment der Mikromobilität der letzte Schrei im Silicon Valley. Doch die Risikokapitalfinanzierung für Mikromobility-Startups ist global gemäß den Daten des amerikanischen Finanzdienstes PitchBook bis zum 30. September auf rund 1,3 Milliarden Dollar im Jahr 2019 zurückgegangen, gegenüber mehr als 5 Milliarden Dollar im Jahr 2018. Kein Wunder also, dass die Investoren, die hinter einigen dieser Sharing Unternehmen stehen, eher früher als später Rentabilität sehen wollen. Wohl dem, der wie das amerikanische Mobility Startup Bird im vergangenen Oktober noch schnell neue Mittel in Höhe von 275 Millionen Dollar eingesammelt hat.
Der Jahresauftakt 2020 im E-Scooter Segment wird von Entlassungen geprägt
Den Auftakt macht nun Lime, das derzeit größte Unternehmen der Welt für E-Scooter Sharing. Lime, das in über 120 Städten rund um den Globus tätig ist, machte eigenen Angaben zufolge im Jahr 2019 ca. 300 Millionen Dollar Verlust bei einem Bruttoumsatz von mehr als 420 Millionen Dollar. Lime entlässt jetzt 14 Prozent seiner Mitarbeiter und verlässt 12 Märkte, so berichten diverse Medien in den USA. Der CEO von Lime, Brad Bao, sagte hierzu, Lime habe sich entschlossen Städte zu verlassen, in denen sich die Mikromobilität langsamer entwickelt habe.
Aus welchen Städten zieht sich E-Scooter Marktführer Lime zurück?
Lime kündigt an, zumindest vorübergehend den Betrieb in folgenden Städten einzustellen: Atlanta, Phoenix, San Diego und San Antonio in den USA, Linz in Österreich in Europa und Bogotá, Buenos Aires, Montevideo, Lima, Puerto Vallarta, Rio de Janeiro und São Paulo in Lateinamerika. CEO Bao erklärte in einem Statement „wir hoffen, Lime wieder in diese Gemeinden einzuführen, wenn die Zeit reif ist“.
Lime stellte seinen Carsharing Dienst LimePod bereits letzten September ein
Bereits im vergangenen September hatte Lime seine eigenen Carsharing Ambitionen, die unter dem Namen LimePod gebündelt waren, eingestellt. Auch hier waren Kostensenkungen der Hintergrund.
Unser Fazit zu den Entlassungen bei E-Scooter Weltmarktführer Lime
Wir sehen zu einem frühen Zeitpunkt im Jahr 2020 die ersten Anpassungen beim E-Scooter Sharing Weltmarktführer. Lassen Sie uns ganz ehrlich sein. Das Mikromobility Startup Lime hat im vergangenen Februar 310 Millionen US Dollar bei einer Bewertung von 2,4 Milliarden US Dollar eingesammelt. Darunter sind absolute Top-Investoren wie Bain Capital Ventures, Andreessen Horowitz und GV, der Venture Capital Arm von Alphabet. Wer mit dieser Geschwindigkeit und einer solchen Elite an Finanzinvestoren expandiert, der weiß auch in Krisenzeiten schnell zu reagieren. Bei den amerikanischen Mobility Startups sind Anpassungen bei Personal oder Standorten normal. Von daher bewerte ich eine solche Anpassung bei Lime als nicht sonderlich heftig.
Klar ist jedoch, dass wir im Mikro-Mobilitätssegment weltweit vor Anpassungen stehen. Das wissen auch die europäischen Anbieter wie TIER, VOI, Circ und Co. – im benachbarten Segment der E-Mopeds hat der Rückzug der Bosch Tochter coup Ende des vergangenen Jahres ja bereits große Wellen geschlagen. Letztlich werden nur die Mobility Startups überleben, die ihre Kostenstruktur im Griff haben und diese teils unangenehmen Anpassungen schnell durchführen. Denn es ist besser heute 14% der Belegschaft zu entlassen, als das ganze Unternehmen ein paar Monate später an die Wand zu fahren. So hart das klingen mag.
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1 Gedanke zu „Lime verlässt 12 Städte und trennt sich von 100 Mitarbeitern“