Das Drama mit der Wallbox für die eigene Garage

Aktuell Fahre ich: BMW i3

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Aktuell fahre ich: BMW i3

Ich habe in den vergangenen Jahren an die 25 Tests mit Elektroautos durchgeführt. Dabei war der Ausgangsort nicht immer mein Zuhause in Oberbayern, sondern häufig in der Fuggerstadt Augsburg oder im Rheinland, meiner ‚alten Heimat‘. Zusätzlich konnte ich einige Fahrzeuge international testen, besonders die Fahrten in den Schweizer Bergen haben es mir dabei angetan. Das erklärt, weshalb ich bislang noch nicht in eine eigene Wallbox in unserer Garage investiert habe.

Doch das wird sich jetzt ändern, denn ich habe vor einigen Wochen bei der Förderbank KfW einen Zuschussantrag für eine eigene Ladestation für Elektroautos bei mir in Bayern beantragt. Immerhin stehen in Deutschland seit Ende November 500 Millionen Euro Fördersumme für private Ladestationen bereit. 

Wie viele andere E-Begeisterte auch, versuchte ich am Starttag, den 24.11. vergeblich auf der KfW Internetseite meinen Antrag zu stellen. Die Onlineseite der Förderbank war komplett down, überhaupt war das während der ersten 36 Stunden ständig so.

Am Abend des 25.11. war es dann endlich soweit, schnell die Fördermaske ausgefüllt und ich bekam die Eingangsbestätigung meines Antrages. 900 Euro beträgt der Zuschuss, allerdings durfte die Ladestation selbst eben nicht zuvor bestellt werden. Und spätestens jetzt wurde ich Teil einer scheinbar endlos langen Warteschlange. Denn, obwohl ich direkt nach Erhalt des Antragsformulares meine Ladestation bestellte, warte ich seither auf das gute Stück. Und warte, und warte …

Wo kauft man die Wallbox und für welches Produkt habe ich mich entschieden?

Als Lieferant fiel meine Wahl auf einen Onlineshop für Elektroartikel. Mein örtlicher Elektriker hatte mir empfohlen dort zu kaufen, auch das Produkt für die hauseigene Garage kam auf seine Empfehlung zustande. Wir entschieden uns für eine ABL SURSUM 1W1101 Wallbox eMH1, ausgelegt auf 11kW inklusive Ladekabel Typ 2. Das Produkt wurde als verfügbar angegeben, ‚läuft‘ dachte ich mir.

Bildrechte: ABL Mobility – Wallbox für den privaten Gebrauch – mit der Testnote ’sehr gut‘ im ADAC Test.

Der fränkische Hersteller ABL (ich kaufe also fast lokal) geniesst einen exzellenten Ruf, die Wallbox eMH1 wurde beim ADAC Test ausgezeichnet und ist preislich attraktiv. ABL bezeichnet sich als einen der Pioniere der Elektromobilität und produziert als Familienunternehmen aus Franken Wallboxen und Ladesäulen für den privaten, halböffentlichen und öffentlichen Einsatz. 

Mein Paket kostet inklusive Versand 635 Euro – da bleiben also noch ein paar Euro Luft für die Installation. Überhaupt darf Produkt und dessen Installation nicht unter den geförderten 900 Euro liegen, sonst gibt es keine Förderung – Ende Gelände! Eine weitere Bedingung für den KfW Zuschuss ist, dass die Leistung auf 11 Kilowatt begrenzt und die Anlage vom Netzbetreiber steuerbar ist. Hiermit möchte man sinnvollerweise verhindern, dass unsere Stromnetze überlastet werden, für den Fall, dass zu viele elektrische Fahrzeuge gleichzeitig an den Boxen laden.

Aus 1-2 Tagen werden mehrere Monate Lieferzeit – oder?

Zurück zu meiner Order: die durchaus beruhigende Nachricht von meinem Lieferanten erschien auf der Bestätigung: „Die Lieferung erfolgt bei voller Verfügbarkeit innerhalb von 1-2 Werktagen hier abgehend per DHL“. Einen Weihnachts-Paket-Stress einrechnend, buchte ich meinen Elektriker für die Woche vor der heiligen Nacht zur Installation.

Doch heute schreiben wir bereits das Neue Jahr 2021 und von der Wallbox fehlt bislang jede Spur. Der anscheinend nicht nur für mich recht attraktive Zuschuss in Höhe von 900 Euro für die eigene E-Auto-Ladestation löste sichtlich eine wahre Flut von Anträgen bei der Förderbank aus. Zusätzlich wurden scheinbar die Produzenten von Wallboxen und der Handel komplett überrascht von diesem Nachfrageschub.

Kurz vor Weihnachten habe ich dann vorsichtig beim Lieferanten angefragt, wann denn die Wallbox zu uns kommen könne, eine erste Antwort gab kühn ‚Ende Dezember‘, also zwischen der Heiligen Nacht und Silvester an. Heute, also eine Woche nach der zugesagten Lieferung kommt auf Anfrage die Antwort, man wisse nicht, wann die Wallbox geliefert werden könne. Zusätzlich gibt es Gerüchte im Markt, die besagen, dass die von mir bestellte Wallbox eMH1 erst wieder Ende März verfügbar sein wird.

Was lerne ich aus diesem Drama mit meiner Wallbox?

Da gibt es einerseits den geschenkten Gaul, dem man nicht ins Maul schauen solle. Das heisst übersetzt für die jüngere Generation, ich solle mich mal nicht so anstellen mit meiner Empfindlichkeit – 900 Euro Zuschuss sind halt höchst attraktiv und irgendwann wird sie dann schon kommen, meine Wallbox. Und wer heute von Mobility Innovationen erwartet, dass sie immer sofort und ohne Hickups funktionieren, der wird halt auch mal enttäuscht.

Doch irgendwie ist mein Wallbox Drama hier Zuhause ein typisches Zeichen für den Ausbau von E-Mobilität in unserem Lande. Erst ist die Webseite der Förderbank stundenlang down, dann bekomme ich Zusagen des Lieferanten und nach weiteren Wochen stehe ich nach wie vor ohne Ladestation da. Bleibt die Hoffnung, dass ich nach der absehbaren Verlängerung des Lockdowns dann endlich mein Elektroauto in der eigenen Garage laden kann. Sofern mein Elektriker mich nicht auch noch im Stich lässt.