Ich bin in diesem Jahr beruflich viel mit meinem Elektroauto in Europa unterwegs. Vom dänischen Kopenhagen im Norden bis zum französischen Marseille an der Mittelmeerküste. Was sind meine Erfahrungen mit den Ladestationen und wo besteht Handlungsbedarf?
55 Prozent der europäischen Schnelllader stehen in drei Ländern
Fangen wir mit ein paar Daten an: ungefähr 55 Prozent aller europäischen Schnellladestationen befinden sich in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich. In diesen drei Ländern ist also grundsätzlich für den Elektroautofahrer gesorgt, der entlang der Autobahnen und Schnellstraßen kurze Ladestopps einlegt. Hier befinden sich öffentlich zugängliche Ladestationen mit mindestens 150 kW Ladeleistung. 10-25 Minuten später kann die Weiterfahrt für mehrere hundert Kilometer weitergehen, das reicht für einen Kaffee, einen Lunch, das Checken der emails oder den gepflegten Hundespaziergang. Die bekanntesten Anbieter dieser Schnellladestationen sind neben den Tesla Superchargern die Anbieter IONITY, EnBW oder Fastned aus den Niederlanden. Doch auch die bislang klassischen Anbieter von Diesel und Benzin Pulse (Aral / BP), Total und Shell bauen derzeit ihr bestehendes Stationsnetz aus, die Ladestationen zieren nach und nach die bekannten Tankstellen.
Ich habe überhaupt keine Angst vor Langstreckenreisen mit meinem E-Auto. Ich genieße diese Pausen alle 300 bis 400 km, denn so kommt man entspannter an seinem Arbeits- oder Urlaubsort an. Bei den bestehenden Geschwindigkeitsbegrenzungen in den meisten europäischen Ländern bleibt der persönliche Adrenalinspiegel bei Fahrten in den Süden genauso niedrig, wie bei Fahrten in die nordischen Länder.
Wie sind meine Erfahrungen in den europäischen Städten?
Das Laden in den europäischen Innenstädten oder sogar in den ländlichen Gegenden kann jedoch zu einem echten Abenteuer werden. So habe ich in Frankreich bislang die besten Erfahrungen gemacht, wenn ich an Reisen in den Mittelmeerraum denke. Selbst im kleinsten Dorf in der Provence finden sich inzwischen Ladestationen. Diese sind zwar langsam mit ca. 7kW Ladeleistung pro Stunde. Aber sie funktionieren, per App, per QR Code oder im Roaming mit der eigenen Ladekarte. Während in den meisten Ländern per geladenem kW abgerechnet wird, so zahlt man in Frankreich allerdings noch häufig nach Zeit, also pro Stunde. Das ist ein wenig komisch, denn somit ist der geladene Strom nicht immer sofort nachvollziehbar, aber solange der Akku voll wird, hat mich das bei den dortigen Preisstrukturen nicht gestört.
In Italien und Kroatien wird derzeit viel an der Ladestruktur getan, allerdings kann einem gerade südlich von Rom der Schweiß auf der Stirn stehen, ob es überhaupt Lademöglichkeiten gibt und wenn die Ladesäule dann existiert, ob sie denn auch funktionsfähig ist. In Spanien gibt es keine Ladeinfrastruktur an der Autobahn, aber in kleinen Dörfern entlang der Fernstraßen findet man Ladelösungen. Besonders gut ausgebaut sind die Strecken in Österreich, der Schweiz und den Niederlanden, hier vor allem in den Städten.
Und in England: da wird stark in die E-Mobilität investiert und das Laden wird zum Teil zum Erlebnis – einem positiven Erlebnis wohl gemerkt. Shell investiert hier beispielsweise in neue Ladeparks in de Städten, hier unser Bericht zur Eröffnung in London Fulham.
Mein Fazit zum Laden des eigenen Elektroautos in Europa
Laden funktioniert heute bereits recht gut in Europa. Wenn allerdings die Elektroautos deutlich an Anzahl auf europäischen Straßen in den kommenden Jahren zunehmen, dann könnte es an den beliebten Fernstraßen und in den Städten durchaus zu Engpässen kommen. Wichtig scheint mir, dass wir als E-Auto Fahrer auch an das richtige Elektronik-Zubehör denken. So ist es beispielsweise für den Einsatz an (langsamen) AC Ladern wichtig, dass das mitzubringende Ladekabel eine gute Länge aufweist. Ansonsten ist die Ladesäule zu weit vom Zugang am Elektrofahrzeug entfernt und der Ladevorgang kann nicht gestartet werden.
Eine Erfahrung habe ich jedoch an allen Ladestationen gemacht. Die überwiegende Mehrzahl der Elektroautofahrer ist aufgeschlossen und hilft mit Rat und Tat gerade den Neulingen in Sachen E-Auto. Und das ist ein schönes Zeichen im Sinne europäischer Verständigung, wie ich finde.