Das Gemeinschaftsunternehmen SHARE NOW von Mercedes-Benz Mobility und BMW Group soll an Stellantis veräußert werden. Eine entsprechende Vereinbarung haben die drei Unternehmen vor kurzem unterzeichnet und Stillschweigen über die Details der Transaktion vereinbart. Sie steht zudem unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Kartellbehörden. Damit steigen die beiden Automobilhersteller aus dem verlustreichen Geschäft des Sharing aus und konzentrieren sich auf zwei Bereiche.
In den ebenfalls gemeinsamen Joint Ventures FREE NOW und CHARGE NOW wird eine Mobilitätsplattform und eine Charging Plattform betrieben. FREE NOW ist mit seiner digitalen Mobility-as-a-service-Plattform ein Pionier der Multimodalität – heute bietet das Unternehmen über sein Partner-Netzwerk Zugriff auf knapp 180.000 Fahrzeuge in über 150 Städten in der FREE NOW App an. Die größte Fahrzeugauswahl Europas, vom E-Scooter über E-Bike, E-Moped und Carsharing bis zum Taxi und Chauffeur-Fahrzeug, ist für den Nutzer mit einem Klick erreichbar.
Dritter Partner bei CHARGE NOW ist neben BMW und Mercedes-Benz Mobility das Unternehmen BP. Der Einstieg im Jahr 2021 sollte vielen Besitzern von Elektroautos das Laden erleichtern und kombinierte Tank- und Ladelösungen bieten. Hierbei haben die drei Partner vor allem die Flottenkunden im Blick, von denen viele heute noch auf Hybridfahrzeugen unterwegs sind und neben dem Laden der Batterien auch noch das Betanken des Verbrenners bewältigen müssen.
„Wir sind stolz darauf, mit car2go das Segment des Free-floating Carsharing begründet zu haben. Auch wenn sich Mercedes-Benz künftig stärker auf das Kerngeschäft im Luxussegment konzentriert, bleibt Carsharing ein wichtiger Bestandteil der urbanen Mobilität und bei FREE NOW ein wesentliches Element im Mobilitätsangebot. Mit FREE NOW und CHARGE NOW fokussieren wir auf zwei Wachstumsfelder, die unseren Kunden auch in Zukunft die ganze Bandbreite an Mobilitätsdienstleistungen bieten und den Ausbau der Elektromobilität unterstützen.“ Gero Götzenberger, Direktor Strategie und Beteiligungen bei Mercedes-Benz Mobility.
BMW und Mercedes sehen keine wirtschaftliche Zukunft
BMW und Mercedes-Benz starteten ihr Free-Floating-Carsharing zunächst getrennt mit den Namen DriveNow (BMW) und Car2Go (Mercedes-Benz). Im Jahr 2019 entstand dann der Zusammenschluss SHARE NOW. Man erhoffte sich Skaleneffekte und wollte so in die schwarzen Zahlen kommen. Denn SHARE NOW hatte mit dem Zusammenschluss in Europa eine schlagkräftige Größe: Rund 3,4 Millionen Kunden nutzen heute in 16 europäischen Großstädten die rund 10.000 Fahrzeuge, darunter 3.000 elektrische Fahrzeuge. Dabei wurde das Angebot von SHARE NOW kontinuierlich weiterentwickelt, so beispielsweise mit Angeboten wie dem Langzeit-Carsharing.
Doch letztlich war das gemeinsame Sharing Angebot nicht lukrativ genug. Neben dem Branchenprimus Sixt mit seinen Share, Rent und Mietangeboten machte außerhalb Deutschland ausgerechnet die jetzt aufnehmende Stellantis Tochter Free2move richtig Dampf.
Wie geht es bei SHARE NOW unter dem neuen Eigentümer weiter?
Wie es jetzt unter dem Dach von Stellantis weitergeht ist offen. Stellantis betonte zunächst in einer Pressemitteilung, dass man vor allem an dem Wachstum in deutschen Städten interessiert sei. Das aufnehmende Unternehmen Free2move habe ja bereits 2 Millionen Kunden, gemeinsam sei man jetzt mit mehr als 5 Millionen Kunden gut aufgestellt. Die Free2move-Chefin Brigitte Courtehoux erwartet im Jahr 2030 mit weltweit 15 Millionen Kunden einen Umsatz von 2,8 Milliarden Euro. Die Flotte von Free2move werde neben den 14 Stellantis Marken auch die Marken von SHARE NOW beinhalten, somit könne man auch andere Kundenwünsche berücksichtigen.
Ich persönlich halte diesen Schritt für falsch, da die beiden großen deutschen Automobilhersteller somit die getätigten Investitionen einfach über Bord werfen. Klar die Fahrzeugflotten für Sharing, vor allem für die deutschen Innenstädte, wurden in den vergangenen Jahren immer mehr mit Kleinwagen bestückt, wie etwa dem oben abgebildeten elektrischen Smart. Sowohl BMW als auch Mercedes-Benz setzen strategisch in ihrem Fahrzeugmix auf große Fahrzeuge, viel Luxus und wenn es denn unbedingt sein muss auch auf ‚E‘. Zielkunden sind hier vor allem chinesische Autokäufer. Es bleibt abzuwarten, ob diese Luxus-Großfahrzeug-Strategie langfristig wirklich aufgeht. Bei derzeit knappen Chips ist ein Fokus auf die großen Fahrzeuge vielleicht kurzfristig lukrativ. Dennoch müssen beide Hersteller aufpassen, dass sie vor allem hier in Europa nicht von zukünftigen Entwicklungen damit abgehängt werden.