Bei Daimler in Stuttgart findet derzeit ein interessanter Wettkampf unter zwei chinesischen Aktionären statt. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, plant der wichtigste chinesische Joint-Venture-Partner von Daimler, die BAIC Group, ihren Anteil am Kapital von Daimler auf rund 10% zu verdoppeln. Damit wäre BAIC der größte Aktionär beim Daimler und könnte somit den chinesischen Rivalen Geely im Aktionärsranking überholen.
Daimler Aktien steigen deutlich in den letzten Monaten
Die Daimler Aktie erlebt seit ihrem Jahrestief von knapp über 40 Euro im August seither einen deutlichen Aufschwung, beinahe 20 Prozent hat das Papier zugelegt. Das liegt auch an den Käufen der staatlichen Beijing Automobile Group (BAIC), die bereits eine 5 Prozent Beteiligung an Daimler besitzt.
Sofern der Sprung auf 10% der Anteile an Daimler gelingt, wird BAIC als bislang drittgrößter Aktionär mit diesem Schritt zum größten Anteilseigner. Der chinesische Rivale Zhejiang Geely Holding Group besitzt auf Rang 2 ’nur‘ 9,69% der Anteile des deutschen Automobilherstellers.
BAIC und Geely im Wettstreit bei Daimler
Mit der Beteiligung von rund 10% wolle sich BAIC einen Sitz im Aufsichtsrat von Daimler sichern, den Geely derzeit nicht habe, so heißt es in dem Bericht. Ergänzend dazu kommt heute eine weitere Neuigkeit. Einem Bericht des Manager Magazins zufolge plant ausgerechnet Geely und seine schwedische Tochter Volvo den Einstieg ins Motorengeschäft für Drittkunden.
Die Unternehmen beabsichtigen ihre Motorenentwicklungen zusammenzulegen und künftig auch andere Autohersteller zu beliefern. Pikantes Detail: Ausgerechnet Daimler soll für die kleinen Geely-Motoren für seine Mercedes-Modelle ein interessanter Partner sein, auch wenn scheinbar die ersten Gespräche keinen Erfolg gebracht hätten.
Was steckt noch hinter dem Interesse der chinesischen Konzerne an Daimler?
Nach einer vollkommenen Fokussierung der chinesischen Automobilhersteller auf Batterie-elektrisch betriebene Autos, findet derzeit in China ein Umdenken statt. In den vergangenen Jahren hatte China selbst die Elektromobilität stark subventioniert. Doch diese Zeit ist abgelaufen, die Subventionen für elektrische Fahrzeuge wurden um 75 Prozent gekürzt.
China schreibt klare Quoten für New Energy Vehicles für die kommenden Jahre vor
Das heißt jedoch nicht automatisch, dass in China weniger Elektroautos verkauft werden. Ganz im Gegenteil: China setzt den Herstellern aggressive Ziele mit klaren Quoten für die elektrischen Antriebe.
Im Sommer legte der chinesische Staat Quoten für sogenannte New Energy Vehicles (NEV) fest, die über das Jahr 2020 hinausgehen. Zu dieser Klasse zählen E-Autos und Plug-in-Hybride. In einem Maßnahmenkatalog des Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) sind die Quoten für die NEV Fahrzeuge an der gesamten Produktionsmenge wie folgt festgelegt:
- 2019 – 10 Prozent
- 2020 – 12 Prozent
- 2021 – 14 Prozent
- 2022 – 16 Prozent
- 2023 – 18 Prozent
Zusätzlich rücken in China andere Technologien wie Methanol und sogar traditionelle Verbrenner verstärkt in den Vordergrund. Somit werden auch die Hersteller angehalten, diese Antriebsformen zu optimieren.
Welche Rolle spielt Methanol im chinesischen Automobilsektor?
China fördert Methanol massiv, denn es kann aus Kohle gewonnen werden. Das bedeutet für die Chinesen eine gewisse Selbständigkeit, denn im Land gehen derzeit einige neue Kohlekraftwerke ans Netz. Deshalb wurden bereits mehr als 100.000 Taxis von Benzin auf Methanol umgerüstet. Sie sind jetzt Teil der LFCV Gruppe.
Unser Fazit zum Kampf der chinesischen Mobility-Konzerne bei Daimler
Die Mobility Konzerne Geely und BAIC schaffen es seit mehreren Jahren, sich sukzessive als Anteilseigner der klassischen OEMs in den USA und Europa einzukaufen. Eine solche Verflechtung ist für die westlichen Automobilhersteller wichtig, um somit auf dem weltweit größten Automarkt, in China, endlich voranzukommen. Die chinesischen Konzerne bringen neben ihrem Geld auch Know-how bei der Elektrifizierung ein. Letztlich ist China bereits heute der größte Markt für elektrische Fahrzeuge, ganz gleich ob bei Elektroautos, Transportern, Lkws oder Elektrobussen.
Das wachsende Interesse an den innovativen europäischen Automobilherstellern in den letzten Wochen ist aber auch damit begründet, dass sich China hiervon Impulse für den eigenen Markt erhofft. Das Know-how deutscher und europäischer Ingenieure soll den Chinesen helfen, den Energiemix bei den Fahrzeugen weiter auszubauen. Die reine Fokussierung auf E-Mobilität ist Geschichte, jetzt werden Köpfe gesucht und in OEMs investiert, die Know-how mit Methanol, H2 oder weiteren Hybridantrieben aufweisen. Es bleibt jetzt abzuwarten, wie sich der Investoren-Wettkampf bei Daimler weiter entwickelt.
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