Den FEDDZ habe ich an dieser Stelle vor etwas mehr als einem Monat vorgestellt. Jetzt hatte ich die Gelegenheit, den Neuling unter den zweirädrigen E-Fahrzeugen live und in Farbe zu sehen – und natürlich auszuprobieren.
FEDDZ made in Oberschwaben
Auf meiner Anreise fahre ich von Stuttgart ins oberschwäbische Biberach – besser gesagt nach Mittelbiberach. In dessen Gewerbegebiet sitzt sowohl die Mutterfirma EMB wie auch, zwei Straßen weiter, die emo-bike-GmbH. „FEDDZ“ steht neben dem Eingang zum kleinen Werksverkauf und dem Büro der Manufaktur. Erst seit kurzem ist die Abteilung, die für den FEDDZ zuständig ist, hierher gezogen. Direkt neben dem kleinen Büro schließt sich die Werkshalle an, in der die FEDDZ zusammengeschraubt werden. Und da steht er auch schon, der FEDDZ – diese Mischung aus E-Bike, Moped oder Motocross Maschine. Zwar nicht in Farbe, dafür in schwarz und weiß. Das Design stammt übrigens auch aus Biberach – diesmal Biberach an der Riß. Aber genug der Fakten, schließlich bin ich ja zum Fahren gekommen.
Losfahren nur mit Chipkarte
Ich stehe zunächst etwas ratlos davor, denn: Wo geht der FEDDZ eigentlich an? Kein Schlüsselloch ist zu sehen, kein mit An-/Aus beschrifteter Schalter. Thomas Kehrle klärt mich auf. Auf dem Rahmen unterhalb des Displays ist ein kleiner roter Knopf. Drückt man ihn, so können sich die Räder drehen. Ist er nicht gedrückt, ist quasi die Handbremse angezogen. Mit einer Chipkarte ’startet‘ man den Motor, das Display geht an und man kann Gas geben.
Nicht ohne Helm!
Aber bevor das überhaupt sein kann, muss man noch den Akku einschalten, der im Rahmen zwischen den Fußrasten eingebaut ist. „Wenn man einmal drückt, zeigt der Akku die Ladung an. Nochmal eineinhalb Sekunden drücken und es kann Strom fließen“, erklärt Kehrle. Na dann kann’s ja losgehen! Aber nein, es fehlt immer noch etwas – der Helm, natürlich. Wie passend, dass in meiner Größe ausgerechnet ein pinker Helm da ist. Dann falle ich wenigstens auf, denn: „Denken Sie daran, dass man Sie nicht hört“, bekomme ich noch als Ratschlag vom Chef Markus Schmitz höchstpersönlich mit auf den Weg gegeben. Recht hat er – deshalb ist der FEDDZ auch mit einer Hupe ausgestattet.
Ganz schön FEDDZig
Ich drehe zwei Runden auf dem Hof – es ist wie Fahrradfahren ohne Treten. Als ich mich etwas an das Fahrgefühl gewöhnt habe, „FEDDZe“ ich los. Auf der ersten Geraden gebe ich gleich mal Vollgas. Wie jedes mit Elektro motorisierte Gefährt zieht auch der FEDDZ direkt flott an und beschleunigt gleichmäßig, ohne zu ruckeln. Ich wusste gar nicht, wie schnell sich 45 km/h anfühlen können. Schließlich hat man hier noch weniger Schutzblech um sich herum als bei einem Roller. Daran muss man sich in der Tat gewöhnen.
Querfeldein muss sein
Ich biege auf einen kleinen Schotterweg ab. Nachdem der FEDDZ ja einem Mountainbike ähnelt, will ich auch herausfinden, wie geländegängig er ist. Wie ich merke, ist ein Feldweg kein Problem für ihn: Auch hier zieht er mit Volldampf los und die Federung dämpft sämtliche Unebenheiten.
Bergauf, bergab
Nächster Test: Wie sieht es am Berg aus? Ich fahre gen Biberach. Auf diesem Weg geht es erstmal schön Berg ab. Lässt man die Bremse den Berg hinab weg, kommt man schon mal über die 50 km/h Marke. Mit jedem km/h schneller als die 50 wird die ganze Angelegenheit allerdings auch unruhiger und instabiler. Im Normalfall fährt man aber auch nicht so schnell. Und unter den 50 km/h lässt sich der FEDDZ problemlos kontrollieren. „Unten“ in Biberach angekommen, erfüllen die Bremsen ihren Aufgabe – ich drehe eine Runde um den Kreisel und fahre wieder zurück, volle Kraft voraus. Immerhin mit 36 km/h bringt mich der FEDDZ den Berg hinauf – das ist akzeptabel.
Kein Gas auf dem Seitenständer
Oben angekommen, halte ich noch für ein kleines Fotoshooting am Wegesrand. Sobald ich abgestiegen bin und der FEDDZ auf seinem Seitenständer steht, erscheint auf dem Display das Wort „Kickstand“. Das bedeutet, dass der FEDDZ jetzt aus Sicherheitsgründen kein Gas annimmt und somit nicht losfahren kann. Als ich wieder aufsitze, verschwindet die Anzeige und es erscheint von oben nach unten der Fahrmodus, die Geschwindigkeitsanzeige und in rollierendem System die verbleibende Reichweite, bereits gefahrene Kilometer und die Gesamtkilometer. In der rechten unteren Ecke wird der Ladezustand des Akkus angezeigt. Ich habe erst einen „Balken“ verfahren und noch immer 50 Kilometer Reichweite. Trotzdem fahre ich zurück zur Werkshalle. Mit der genannten Reichweite ist der FEDDZ übrigens auch angegeben, was für kurze Strecken wie in der Stadt völlig ausreichend ist. Einer der Mitarbeiter verrät mir, er komme sogar auf bis zu 80 Kilometer – ohne Berge versteht sich.
Teuer, aber individuell
An sich scheint der FEDDZ für jede Altersklasse geeignet – Mopedführerschein vorausgesetzt. Einer der ältesten Kunden ist bereits 75 Jahre alt, wie mir Thomas Kehrle noch erzählt. Was allerdings gegen das Erreichen der jüngsten Zielgruppe spricht (also ab 16 Jahren), ist der Preis. Bei 7.800€ geht’s los. Damit positioniert sich emo-bike – bewusst – im höherpreisigen Segment und bietet mittlerweile auch individuelle Farbgestaltungen an. Ebenso wie sie die verkauften FEDDZ warten und reparieren. Für allgemeine Sharing-Angebote erscheint der FEDDZ daher eher ungeeignet, bei Flottenlösungen für Fuhrparks oder Lieferdienste könnte es aber meiner Meinung nach Potential geben. Vor allem, weil momentan auch ein kleiner Anhänger in Planung ist. Mal sehen, wohin die Reise geht…