Teslas Innovationen: Darum führt der Autobauer den Elektromarkt an

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Gastbeitrag: ich lade hier auf dem eMobilitätBlog unregelmäßig Mobilitätsexperten ein, ihre Meinung abzugeben. Heute freue ich mich über einen Gastbeitrag von Moritz Kopp, Herausgeber von insideTesla – einem Blog, wie schon der Name verrät, rund um Tesla. Danke Moritz und weiterhin viel Erfolg mit euren Hintergrundberichten rund um die Innovationen des amerikanischen Elektroautobauers.

Warum ist Tesla Innovationsführer im Elektroautomarkt?

Tesla ist seit vielen Jahren Trendsetter und Benchmark der E-Auto-Branche. Dass sich das in naher Zukunft ändert, ist nicht abzusehen. Zwar konnten die etablierten Hersteller zuletzt aufholen. An Elon Musks Firma vorbeizuziehen, wird für sie wohl aber sehr schwierig werden. Doch woran liegt das?

Manch einer wird nun vielleicht sagen: „Ist doch klar, die Amerikaner haben ja auch viele Jahre Erfahrungsvorsprung” und hätte damit sogar recht. Doch Erfahrung allein ist oft nur die halbe Miete: Viel wichtiger ist die Innovationsstärke eines Unternehmens – und die ist bei Tesla zweifelsohne gegeben. Unzählige Erfindungen und neuartige Konzepte sind seit der Firmengründung 2003 entstanden, durch die Elektroautos zu dem wurden, was sie heute sind. Die Innovationen lassen sich dabei im Wesentlichen in drei Gruppen einteilen:

Batterietechnologie

Innovationen im Bereich der Batterietechnologie gehören für Tesla mit zu den wichtigsten, denn die Batterie bestimmt die Reichweite und die ist bei Elektroautos bekanntermaßen zugleich Kaufkriterium als auch ständiger Kritikpunkt. Der US-Hersteller hat am Markt insgesamt die größte Erfahrung, beschäftigt sich seit spätestens 2012 mit der Massenproduktion von Batterien. Hinzu kommen Teslas Partnerschaften mit namhaften Unternehmen wie Panasonic und neuerdings auch CATL und LG Chem. Zusammen führt das bisher zu den höchsten Reichweiten der Branche.

Seit E-Autos jedoch stärker in den Fokus gerückt sind und auch andere Hersteller passable Akkus produzieren, ist Teslas Innovationsfähigkeit besonders gefordert. Was also passiert? Bereits letztes Jahr wurde bekannt, dass Panasonic davon ausgeht, innerhalb von fünf Jahren die Energiedichte der ohnehin schon starken 2170er-Zellen (verbaut in Model 3 und Model Y) um nochmals 20 Prozent zu steigern. Das würde etwa die Reichweite des Model 3 Maximale Reichweite nochmals um ca. 120 km erhöhen. Gleichzeitig planen die Japaner, komplett ohne Kobalt auszukommen – gute Nachrichten im Streit um die Verwendung seltener Erden.

Auch auf Nickel möchte Tesla verzichten, zumindest in seinen Standard-Range-Modellen. Dazu wurde die LFP-Technologie (Lithium-Eisenphosphat) wiederbelebt, die momentan aber noch deutlich geringere Energiedichten vorweist. Zudem wurde letztes Jahr die neue 4680-Zelle vorgestellt, die deutlich größer ist und zu einer erheblichen Kostenreduktion führen soll. Wann hier die Massenproduktion beginnt, ist aber noch unklar.

Ganzheitliche Konzepte

Ein Elektroauto zum Fahren zu bringen und ihm ausreichend Akkukapazität zu verschaffen, ist das eine, eine regelrechte Maschinerie drumherum aufzubauen das andere. Elon Musk hat früh erkannt, dass zur erfolgreichen Vermarktung elektrischer Fahrzeuge das Schaffen von Rahmenbedingungen erforderlich ist, die weit über das eigentliche Auto hinausgehen. Damit ist es ihm und seinem Team gleichzeitig auch gelungen, sich klar von anderen Herstellern abzugrenzen, bei denen das Kundenerlebnis mit Auslieferung ihres Fahrzeugs endet.

Das beste Beispiel für diesen ganzheitlichen Ansatz sind wohl die Tesla Supercharger. Während sich etablierte Autobauer unter dem Motto „Warum sollten wir Ladestationen bauen? Wir bauen ja auch keine Tankstellen!“, dem Wandel weitestgehend verschlossen, baute Tesla ein funktionierendes Ladenetz auf und nahm seiner Kundschaft so die Sorge vor zu geringen Reichweiten und dem „Liegenbleiben” aufgrund eines leeren Akkus. Heute verbindet man das Supercharger-Netzwerk ebenso mit Tesla wie die Autos selbst.

Doch nach der Ladeinfrastruktur war der Plan von Elon Musk noch keinesfalls zu Ende. Tausende Stationen helfen nichts, wenn man keinen sauber erzeugten Strom hat. Also machte sich Tesla über die Tochterfirma Solar City an die Entwicklung und den Vertrieb von Solarzellen.

Dadurch wiederum war der Grundstein für ein weiteres Produkt des Tesla-Universums gelegt: die Powerwall. Dieser Stromspeicher für zu Hause speichert den auf dem Dach des Eigenheims erzeugten Solarstrom, sodass dieser bei Bedarf zum Aufladen eines Tesla-Fahrzeugs verwendet werden kann. Wer will, der muss also nicht einmal mehr einen Supercharger aufsuchen, sondern lädt bequem in der eigenen Garage sauberen Solarstrom.

Tesla baut also nicht nur Fahrzeuge, sondern gibt seinen Kunden auch noch die Möglichkeit, den nötigen Strom selbst zu produzieren oder an firmeneigenen Stationen (den Superchargern) zu zapfen. Man stelle sich nur einmal vor, Besitzer von Verbrenner-Autos könnten ihren Sprit selbst herstellen und mit der hauseigenen Zapfsäule tanken, wobei hier zugegebenermaßen der Prozess etwas komplexer ist.

Innovative Gadgets

Neben den bisherigen Innovationen, bei denen es im Wesentlichen um die Batterien und Stromzufuhr von Elektroautos ging, ist es Tesla auch gelungen, in seinen Fahrzeugen eine Reihe nützlicher und interessanter Features zu etablieren, die es so zuvor in der Automobilbranche noch nicht gab. 

Das beste Beispiel hierfür ist die konsequente Einführung einer intuitiven digitalen Fahrzeugbedienung, die auf physische Schalter und Knöpfe fast komplett verzichtet. Bevor Tesla 2012 das erste Model S vorstellte, waren große Touch-Displays im Fahrzeug-Cockpit völlig unbekannt, heute sind sie nicht mehr wegzudenken. Die Software, die hinter diesen Systemen steckt, zählt neben der Batterietechnologie zur Kernkompetenz von Tesla. Die intelligente digitale Einbindung sämtlicher Fahrzeugfunktionen bis hin zum Öffnen der Motorhaube ist für viele Kunden ein ausschlaggebender Kaufgrund.

Eng verwandt mit der Softwaresteuerung sind die sogenannten „Over the Air Updates“, die ebenfalls durch Tesla in den Fahrzeugmarkt eingebracht wurden. Weil fast alles digital gesteuert wird, lassen sich Fahrzeugfunktionen ganz einfach durch Software-Updates verbessern oder ergänzen. So ist es möglich, dass die Autos, die durch ein Funkmodul ständig online sind, quasi „über Nacht” neue Features erhalten, ohne die Werkstatt aufsuchen zu müssen.

Tesla kann aber nicht nur Software, sondern auch analog, etwa, wenn es um die Sicherheit der Fahrzeuginsassen geht. So hat der US-Hersteller als einer der ersten einen Hepa-Filter verbaut, der die Luft im Fahrzeuginneren reinigt und die Passagiere vor Viren und Bakterien schützt. Aus dieser Entwicklung ging auch der sogenannte „Bioweapon Defense Mode” hervor, der im Tesla-Test ein Model X wohl tatsächlich so abschottet, dass es seine Insassen vor einem militärischen Angriff mit Biowaffen oder vor anderweitiger extremer Luftverschmutzung schützen könnte (was hoffentlich nie zu einem echten Anwendungsfall wird).

Fazit

Die Pionier-Rolle gepaart mit unnachahmlichem Tatendrang haben bei Tesla zu einer enormen Innovationsdichte geführt. Vor allem bei der Batterieforschung und der Entwicklung kreativer Gadgets hat man neue Maßstäbe gesetzt und so das moderne Auto quasi neu definiert. Zusammen mit der Einführung ganzheitlicher Konzepte führte das dazu, dass der US-Hersteller die Automobilbranche komplett umkrempeln konnte und bei der Elektromobilität heute da steht, wo er eben steht: ganz oben.