Der Begriff ‚Roaming’ stammt ursprünglich aus dem GSM-Mobilfunk und heisst übersetzt ungefähr ‚freier Zugang‘. Die E-Mobility Branche hat ihn für sich adaptiert, nur dass hier weniger die Verfügbarkeit des Mobilfunknetzes, als vielmehr das mögliche Laden der Akkus im genutzten Elektroauto bei fremden Anbietern gemeint ist. Der Fahrer eines Elektroautos erhält dank Roaming den Zugriff auf die Ladeinfrastruktur unterschiedlicher Betreiber.
Welche Leistungen beinhaltet Roaming im Sinne der Elektromobilität?
Die Anbieter von Ladeleistungen helfen dem Fahrer eines Elektroautos beim Auffinden der gewünschten Ladestation mit Hilfe von spezifischen Geodaten. Diese Informationsdaten werden seitens der Anbieter auf einer Webseite, im Fahrzeug selbst oder auf einer App im Mobiltelefon bereitgestellt. Viele der E-Autos haben aufgrund von Displays in ihrem Cockpit Informationen zur erreichbaren Ladeinfrastruktur verfügbar. Die Daten umfassen meist mindestens einen der unten aufgeführten Punkte:
- Standort der Ladestation(en)
- Anzahl der verfügbaren Ladepunkte
- Die Verfügbarkeit der Ladepunkte selbst -> sind diese Ladepunkte frei verfügbar, belegt, oder etwa defekt
- Preise für den Ladevorgang (siehe auch unser gesonderter Beitrag zum Thema: Eichrecht)
- Technische Informationen zu den Ladepunkten, z.B. Schnelllladepunkte etc.
- Zusätzliche Informationen wie etwa lokale Gegebenheiten wie Zugang zu Öffentlichen Toiletten, Versorgung mit Getränken etc.
Beispiel für einen Fall von Ladeinfrastruktur, der nicht per Roaming funktioniert
Man kann diesen Roaming Begriff auch anhand der Nutzung durch elektrische Zweiräder erklären. Einzelne Hersteller von E-Rollern haben die Akkus ihrer Fahrzeuge so aufgebaut, dass sie lediglich von ‚hauseigener‘ Ladeinfrastruktur aufgeladen werden können. Ein Beispiel hierfür stellen die taiwanesischen Gogoro E-Mopeds dar, die vom E-Scooter Sharing Anbieter TIER für den Ausbau einer multi-modalen Flotte von der Bosch Tochter Coup erworben wurden. Sie lassen sich lediglich mit einer Gogoro Roller spezifischen Infrastruktur aufladen, Roaming wäre hier demnach nicht möglich.
Roaming gegen die Reichweitenangst
Für Elektroautos ist das Laden nach wie vor eine der grössten Herausforderungen beim Durchbruch zu einem flächendeckenden Einsatz. Dabei ist die Sorge nach einer genügend grossen Anzahl an Ladepunkten unbegründet. In Deutschland existieren mehr als 40.000 Ladepunkte, die jeweils an ein Roaming-Netzwerk angebunden sind.
Nachfolgend haben wir die grössten und wichtigsten Anbieter in Deutschland aufgeführt. Einige darunter sind sehr grosse und flächendeckende Anbieter. Andere haben ihre Ladepunkte vereinzelt platziert, weisen dabei aber viele Kunden und somit ein grosses Gewicht beim Roaming auf.
- Allego GmbH – gleichmässig über Deutschland verteilt
- BMW – verfügbar in ein paar grösseren Städten, vor allem über die BMW Vertriebsstätten
- Charge-ON GmbH – Bayern, Norddeutschland, Mitte und Osten
- chargeIT mobility GmbH – Bayern, Mitte von Deutschland, vereinzelt Osten
- Digital Energy Solutions GmbH & Co. KG – Flächendeckend ausser im Osten
- E-Wald – Osten Bayerns, vereinzelt Baden-Württemberg & Mitteldeutschland – viel Roaming
- EnBW – Baden-Württemberg, eher wenig im Westen und Bayern, vereinzelt im Osten
- ENSO Energie Sachsen Ost AG – wie der Name schon sagt
- EWE AG – Norddeutschland
- GP-Joule Connect GmbH – Norddeutschland, ganze vereinzelt Osten & Nordbayern
- Innogy eMobility Solutions GmbH – Westen, Bayern, Osten, dazwischen vereinzelt
- IONITY – vereinzelt an Autobahnen, aber sehr wichtig für Langstrecken, da nur DC-Lader – viel Roaming
- Bosch mit Charge my EV
- The New Motion Deutschland GmbH – Flächendeckend, nur westlich/nord-westlich von Berlin etwas weniger
- Thüringer Energie AG – Flächendeckend in Thüringen
- Virta Ltd – etwas mehr im mittleren Westen, sonst vereinzelt
- Volkswagen mit Charge & Fuel
Hinzu kommen viele kleine Stadtwerke, Gemeinden oder Unternehmen mit sehr wenigen Ladestationen. Viele dieser kleineren Anbieter schliessen sich mit Anderen in Netzwerken zusammen. Somit ermöglicht man den jeweiligen Kunden einen einfachen Zugang zum gesamten jeweiligen Netzwerk an Ladepunkten.
Ist Roaming für die Nutzung der Ladestationen anderer Partner flächendeckend vorhanden?
Roaming in der Schweiz hat einerseits ebenfalls einen Beruhigungseffekt, andererseits kann durch das Zustandekommen der Roaming Gebühren das Laden in der Schweiz sehr teuer werden. Die Abrechnung geht wie oben beschrieben über zwei Lade-Netzwerke und es entsteht eine Roaming-Gebühr für die Nutzung des fremden Netzwerkes. Hierbei werden dann die Kosten für das Roaming werden auf die Kosten für das eigentliche Laden addiert. Hier gilt es extrem aufzupassen, welche der Karten mit welcher Ladesäule kompatible ist und wobei keine Roaming-Gebühren verlangt werden, Einige der Anbieter machen zu Roaming-Kosten erst gar keine Angaben, da erfolgt die Überraschung dann erst mit der Abrechnung, bei PlugnRoll ist uns das selbst schon einmal passiert.
Der Nachteil der vielen einzelnen Roaming Angebote in Deutschland
Als Elektroautofahrer ist man in der Schweiz und auch auf europäischen Reisen derzeit (noch) mit einem Wust an unterschiedlichsten Abrechnungssystemen, Stromtarifen und Zugangssystemen zu den einzelnen Roaming Anbietern konfrontiert. Die unterschiedlichen Roamingnetze und die Preise, die noch homogenisiert werden müssen, stellen also nach wie vor eine Herausforderung dar. Man braucht eben immer noch viele RFID-Karten oder Apps und jeder Anbieter kann derzeit noch seine eigenen Preise machen. Die Vielzahl der unterschiedlichen Ladekarten und die notwendige Registrierung beim Betreiber der jeweiligen Ladesäule machen die Nutzung nicht einfacher. Es bleibt die Hoffnung, dass alle Marktteilnehmer den Wunsch hegen, Laden so einfach wie Tanken zu machen. Und dann wird auch das Roaming selbst einfacher oder zumindest günstiger.