Ich muss gestehen, dass es mir echt schwer fällt, im Zuge der Ereignisse im Osten Europas hier auf dem Blog mit ‚business as usual‘ einfach weiterzumachen. Und doch begreife ich diesen Blog als die Möglichkeit, weiter von den Fortschritten in Sachen elektrischer Mobilität zu berichten, denn bei all den politischen und militärischen Verwirrungen dürfen wir die Transformationsbemühungen in Sachen Mobilität nicht einfach stoppen.
Hier also meine drei Highlights der Woche aus dem Blickwinkel der zukünftigen Mobilität.
TIER Mobility kauft Spin und expandiert in die USA
Viel wurde geschrieben in den letzten Jahren über die Vormachtstellung der US amerikanischen Mikromobilitätsanbieter Bird und Lime beim globalen Wettrennen in unseren urbanen Zentren. Als zu groß galten deren Zugriffsmöglichkeiten auf internationale Finanzquellen im Vergleich zu den europäischen Sharing Anbietern. Doch als die Ford Tochter Spin im Januar ’22 ihren Rückzug aus vielen europäischen Märkten ankündigte, spätestens da liess sich erkennen, dass die hiesigen Anbieter nicht ganz so chancenlos mit ihren Angeboten sind. Mit VOI, Dott, Bolt und TIER haben wir zumindest vier starke europäische Spieler, die mit ihrer Internationalisierung vor allem in Europa Zeichen setzen.
Jetzt kauft TIER Mobility aus Berlin die ‚Reste‘ von Spin und avanciert damit zum nach eigenen Angaben größten Anbieter von Micromobility Services in der Welt. Für TIER ist es bereits die dritte Übernahme innerhalb der letzten sechs Monate und die Berliner erweitern damit ihre globale Präsenz um 106 Gemeinschaften in Nordamerika. Nach der kürzlichen Übernahme von Europas führendem Bikesharing-Anbieter nextbike ist TIER bereits in über 410 Städten mit einer Flotte von 250.000 Fahrzeugen tätig. Mit dem Erwerb von Spin und seinen 50.000 Fahrzeugen erweitert TIER seine globale Präsenz auf mehr als 520 Städte und Gemeinden in 21 Ländern und seinen Fuhrpark auf 300.000 Fahrzeuge. Das sind beeindruckende Zahlen und ich wünsche uns allen, dass wir dank der kleinen, elektrischen Fahrzeuge im Sharing den Verkehr in unseren Städten wirklich nachhaltig umbauen können.
„Wir sind jetzt der weltweit führende Akteur im Bereich der Mikromobilität und verfügen über die Größe und den Umfang, die erforderlich sind, um einen positiven Wandel in der städtischen Mobilität voranzutreiben. So können wir noch mehr Menschen dazu bringen, ihr Auto stehen zu lassen, um auf umweltfreundlichere Fahrzeuge umzusteigen.“ Lawrence Leuschner, CEO und Mitbegründer von TIER Mobility
Anteil elektrischer Transporter steigt in Europa in 2021
Ich begleite hier auf meinem Blog mit einem Seitenblick die Ereignisse im Nutzfahrzeugsegment. Für mich bietet die urbane Zustellung von Waren einen der großen Treiber für die Transformation zu nachhaltiger Mobilität. Von daher wartete ich gespannt auf die jüngsten Jahreszahlen des Branchenverbandes ACEA zur Entwicklung der elektrischen Lieferfahrzeuge in Europa.
Die gute Nachricht ist, dass der Anteil der elektrischen Fahrzeuge unter Europas Transportern wächst. In der EU wurden in 2021 46.853 Transporter zugelassen, die mit reinem Elektro- oder Plug-in-Hybridantrieb ausgestattet sind, immerhin ein Plus von 63% im Vergleich zum Vorjahr. Die höchsten Zuwachsraten erzielten Italien (+238% ), Spanien (+56%) und Deutschland mit immerhin noch 45 Prozent. Ernüchternd ist die Tatsache, dass somit der Marktanteil der Elektro-Transporter in der EU von zwei auf drei Prozent gestiegen ist. Immerhin ein kleiner Lichtblick. Doch hier muss mehr gehen, die Städte und Kommunen sind hier im Lead, sie können bei einer konsequenten Umstellung auf rein elektrische Zulieferdienste unterstützen.
Polestar zeigt mit dem O₂ ein elektrisches Hardtop Cabrio als Konzeptfahrzeug
Kenner meines Blogs wissen, dass ich seit einigen Monaten weniger über die Elektroautos berichte. Bei der Vielzahl an Neuerscheinungen fehlt mir dafür einfach die Zeit. Das hindert mich allerdings nicht daran, immer mal wieder besondere Fahrzeuge oder deren Eigenschaften hervorzuheben. So möchte ich das heute machen, denn ein Konzeptfahrzeug aus Schweden hat mich in dieser Woche echt überrascht.
Es geht um die schwedische Elektro Performance Marke Polestar, die in dieser Woche ein neues Konzeptfahrzeug vorgestellt hat. Neben einem atem-beraubenden Design setzt Polestar hier auf einen Sportwagen-Roadster, vor Jahren hätten selbst Kenner der E-Mobilität noch behauptet, dass ein Elektroauto aufgrund von Energieeffizienz immer zunächst einmal geschlossen sein muss. Polestar O₂, ein Hardtop Cabrio, bringt Polestars Vision von Performance und einem aufregenden Fahrerlebnis – mit allen Vorteilen der Elektromobilität – zum Ausdruck. Wer wie ich ein großer Freund von Fahren mit offenem Verdeck ist, der findet im Konzeptfahrzeug von Polestar die Hoffnung auf eine Kombination von offenem Fahrspaß mit Elektromobilität. Für mich hat der Polestar O₂ somit das Zeug für eine neue Ära für Sportwagen. Und das ist auch hier eine Erwähnung wert.
Eine gute und hoffentlich friedlichere Woche wünscht Michael Brecht