Als ich vor über zehn Jahren meinen ersten Renault Zoe in die Garage rollte, brauchte man für eine halbwegs brauchbare Ladung noch gefühlt eine Kaffeepause plus Mittagessen. Heute rede ich über Ladezeiten, die kürzer sind als der Gang zur Toilette auf der Raststätte. BYD hat kürzlich eine Technologie vorgestellt, die die E-Mobilität revolutionieren könnte: Laden mit 1.000kW. Ein Paradigmenwechsel oder doch nur Marketing?
Die revolutionäre Ankündigung
Der chinesische Autohersteller BYD hat Anfang 2025 erste Konzepte für eine neue Plattform vorgestellt, die perspektivisch Ladeleistungen von bis zu 1.000 kW im Pkw-Bereich ermöglichen könnte. Eine Ladeleistung von 1.000 kW wäre ein neuer Rekord – aktuell liegt die höchste serienmäßig verfügbare Ladeleistung im Pkw-Bereich bei rund 500 kW, wird in der Praxis aber selten vollständig erreicht.
Laut BYD soll in 5 Minuten eine Teilladung auf 63 % möglich sein – theoretisch könnte das je nach Effizienz etwa 300–400 km Reichweite entsprechen, diese Werte sind bislang jedoch nicht durch unabhängige Tests belegt.
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Hätten Sie es gewusst…?
Was bezeichnet das Laden mit 1.000kW bei Elektrofahrzeugen?
Diese Ankündigung ist aus technischer Sicht bemerkenswert. Zum Vergleich: Die leistungsstärksten CCS-Ladesäulen in Europa bieten derzeit bis zu 400 kW pro Ladepunkt – Pilotanlagen mit bis zu 500 kW befinden sich im Testbetrieb. Die Tesla V4-Supercharger sind derzeit offiziell auf maximal 250 kW ausgelegt; eine künftige Erhöhung auf über 350 kW ist technisch vorgesehen, aber bislang nicht umgesetzt.
BYD plant noch dazu, die Systemspannung künftig auf 1.500 Volt zu erhöhen, um Ladevorgänge weiter zu optimieren.
Wie funktioniert die 1.000 kW Technologie?
BYD setzt auf ein cleveres Gesamtsystem aus drei Komponenten:

- Die Short Blade Battery: Eine spezielle LFP-Zelltechnologie mit deutlich reduziertem Innenwiderstand und verbessertem Thermomanagement.
- Eine 1.000-Volt-Architektur: Höhere Spannung, um die Stromstärke bei gleicher Leistung zu reduzieren.
- Das Dual-Gun-Prinzip: Zwei Ladekabel mit je 500 Ampere statt einem einzelnen Kabel mit 1.000 Ampere.
Die Batterie ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. BYD hat die Zellen offenbar so optimiert, dass sie dauerhaft Ladeleistungen von über 400 kW verkraften können. Der reduzierte Innenwiderstand sorgt dafür, dass trotz höherer Leistung weniger Wärme entsteht.
Diese Batterie nutzt die „Short Blade“-Technologie – eine Variante der bereits bekannten Blade-Batterien. Zudem wird die Batterie von oben und unten gekühlt, was die Wärmeabfuhr verbessert.
Das Dual-Gun-System: Clever oder Marketing?
Besonders interessant ist der „Dual-Gun“-Ansatz. Statt ein dickes Kabel mit 1.000 Ampere zu entwickeln (was enorme Kühlprobleme mit sich bringen würde), nutzt BYD zwei Standard-Ladekabel mit je 500 Ampere.
Dies ermöglicht zwei Vorteile: Erstens kann auf bewährte Komponenten zurückgegriffen werden, und zweitens lässt sich die Wärmeentwicklung im Kabel besser kontrollieren. Die vierfache Leistung würde in einem einzelnen Kabel die vierfache Wärme erzeugen – ein kaum lösbares Problem.
Allerdings steckt hier auch ein Marketingtrick: Von den beworbenen 1.000 kW werden nach dem Anstecken des ersten Kabels zunächst nur 500 kW erreicht. Bis das zweite Kabel eingesteckt ist, hat die Batterie bereits einen Teil der Kapazität geladen, sodass möglicherweise nie die vollen 1.000 kW erreicht werden.
Mein Tipp: THG-Prämie 2025 einlösen – viele E-Autofahrer vergessen es
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Das Problem ist jedoch, dass die THG-Prämie dem Begünstigten nicht einfach zufällt: Sie muss vielmehr „eingelöst“ werden. Und das lohnt sich, erhält die im Fahrzeugschein registrierte Person (auch bei Leasing) eine nette, hohe zweistellige bis niedrige dreistellige Summe.
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Einen guten Überblick über die verschiedenen Anbieter haben wir bei diesem THG Quoten Vergleichsportal gefunden.
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Was bedeutet das für die Ladeinfrastruktur?
BYD plant, bis zu 4.000 solcher Schnellladesäulen in China zu errichten. Interessanterweise handelt es sich dabei im Wesentlichen um 500-kW-Lader, die durch das Dual-Gun-System auf 1.000 kW kommen.
Ein wichtiger Aspekt: Diese Ladeparks sollen mit Pufferbatterien ausgestattet werden. Dies ist notwendig, da die Stromnetze oft nicht die nötige Leistung bereitstellen können. Mit Batteriespeichern lässt sich die Netzlast verteilen und die hohe Ladeleistung trotzdem gewährleisten.
Dieses Konzept ist nicht neu. Ein schneller Ladevorgang kann den Zeitvorteil von Verbrennerfahrzeugen bei Tankstopps ausgleichen oder sogar übertreffen. Moderne Elektroautos benötigen heute im Schnitt etwa 18–25 Minuten für eine typische Teilladung an Schnellladestationen – Megawattladen könnte diese Zeit in Zukunft auf unter 10 Minuten reduzieren.
Die technischen Herausforderungen
Eine der größten Herausforderungen beim Megawattladen ist das thermische Management, da bei hohen Ladeleistungen die Batterie stark erhitzt wird. BYD adressiert dies mit optimierter Batteriekühlung und einer überarbeiteten Je nach Zellchemie und Kühlung kann die Temperatur eines 100-kWh-Akkus beim Schnellladen deutlich ansteigen. Diese Wärme kann selbst mit den besten Kühlsystemen nicht vollständig abgeführt werden.
BYDs Lösung scheint in einer Kombination aus verbesserter Zellchemie und einem großzügigeren Temperaturfenster zu liegen. LFP-Batterien verkraften höhere Temperaturen besser als NMC-Varianten. Es wird vermutet, dass BYD das Thermofenster bis an die 60°C ausnutzt – ein aggressiver Ansatz, der aber mit modernen LFP-Zellen möglich sein sollte.
Brauchen wir wirklich 1.000 kW?
Als jemand, der seit Jahren verschiedene Elektroautos fährt – vom i3, den ich noch bei BMW mitentwickelt habe, über den Tesla Model 3 bis zu meinem aktuellen Testwagen – stelle ich mir die Frage: Ist Laden mit 1.000kW wirklich notwendig?
Für Langstreckenfahrten reichen meiner Erfahrung nach 200-300 kW völlig aus. Wenn ich nach zwei Stunden Fahrt eine Pause einlege, bin ich ohnehin 15-20 Minuten beschäftigt. Mein Auto ist oft früher geladen als ich fertig bin.

Die eigentliche Zielgruppe für ultraschnelles Laden könnten urbane Nutzer ohne eigene Lademöglichkeit sein. Wer keine Wallbox zu Hause hat (wie ich sie Ende 2023 installieren ließ), könnte von der Möglichkeit profitieren, einmal wöchentlich für fünf Minuten zu laden – ähnlich wie beim konventionellen Tanken.
In Deutschland stehen wir vor einer besonderen Herausforderung: Die flächendeckende Installation von Ladepunkten in Städten ist aufgrund der bestehenden Infrastruktur komplex und teuer. Eine Alternative könnten strategisch platzierte Ultraschnellladeparks am Stadtrand sein, direkt am Mittelspannungsnetz.
- Es ist ärgerlich, wenn ein Produkt nicht richtig funktioniert oder defekt ist. Glücklicherweise geben wir Garantie für einen Zeitraum von mindestens 2 Jahren nach dem Kauf.
Laden mit 1.000kW: Was bedeutet das für deutsche Hersteller?
Die Innovation kommt diesmal nicht aus Stuttgart oder München, sondern aus China. BYD zeigt, wohin die Reise gehen kann. Die deutschen Premiumhersteller werden nachziehen müssen – ob mit 1.000 kW oder mit 500 kW, die in der Praxis fast die gleiche Performance bieten könnten.
Bemerkenswert ist auch BYDs vertikale Integration: Der Hersteller produziert die E-Fahrzeuge und die Ladesäulen. Dies ermöglicht eine ganzheitliche Optimierung des Systems. Deutsche Hersteller verlassen sich hingegen auf Kooperationen mit Spezialisten wie Alpitronic oder ABB.
Diese Entwicklung könnte ein Weckruf für die europäische Autoindustrie sein. Statt über verschiedene Technologiepfade zu diskutieren, wäre mehr vertikale Integration möglicherweise der bessere Ansatz.
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Fazit: Revolution oder Evolution?
Ist BYDs Laden mit 1.000kW nun ein Gamechanger oder Marketing? Aus meiner Sicht ist es beides. Die zugrundeliegende Batterietechnologie stellt einen echten Fortschritt dar. Mit einer Batterie, die dauerhaft 400 kW verträgt, können wir die Ladezeiten drastisch reduzieren.
Das Laden mit 1.000kW mag zum Teil Marketing sein, aber sie zeigen, wohin die Reise geht. Ob wir jetzt mit 500 kW oder 1.000 kW laden – wir nähern uns dem Punkt, an dem das „Tanken“ eines Elektroautos genauso schnell geht wie bei einem Verbrenner.
Für die Verbreitung der Elektromobilität ist diese Technologie nicht zwingend erforderlich. Sie könnte aber dazu beitragen, die letzten Vorbehalte zu beseitigen und die 10-20 % der Nutzer zu überzeugen, die bisher keine praktikable Lademöglichkeit haben.
Die eigentliche Revolution liegt in der Kombination aus günstiger LFP-Technologie, hoher Leistungsfähigkeit und vertikaler Integration. BYD zeigt, dass auch ohne exotische Materialien beeindruckende Fortschritte möglich sind.
Während ich gespannt auf die ersten unabhängigen Tests dieser Technologie warte, bin ich überzeugt: Die Zukunft der E-Mobilität wird nicht nur elektrisch, sondern auch sehr, sehr schnell sein.
Was meint ihr? Ist ultraschnelles Laden der Schlüssel zur breiten Akzeptanz der E-Mobilität? Oder reichen die bestehenden Ladelösungen aus? Schreibt eure Meinung in die Kommentare!
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