In kaum einem Segment der alternativen Antriebsformen für Pkw geht es so drunter und drüber, wie im Segment der Wasserstofffahrzeuge. Oder anders gesagt im Segment der Fahrzeuge mit Brennstoffzelle. Es gilt quasi als Wettbewerber zur gemeinhin favorisierten reinen Batterietechnologie. Mit getanktem Wasserstoff wird im Auto der Strom produziert, der dann wiederum den bordeigenen Elektromotor antreibt. Insofern sind die Fahrzeuge mit Brennstoffzelle zwar auch Elektrofahrzeuge, aber es sind eben keine großen Lithium-Ionen Batterien vonnöten, um den Strom aus anderen Quellen zunächst im Fahrzeug zu speichern.
Das Angebot an Autos mit Brennstoffzellen in Deutschland ist – vorsichtig gesagt – überschaubar
Nun haben wir in Deutschland derzeit nicht gerade ein reichhaltiges Angebot an verfügbaren H2-Autos. Ganze drei Hersteller haben Stand letzter Woche Brennstoffzellen-Pkws im Programm. Neben dem japanischen Hersteller Toyota und den Koreanern von Hyundai war bis letzte Woche Mercedes-Benz mit seinem GLC F-CELL mit einem Wasserstoff betriebenen Pkw vertreten. Den gab es zwar nur in einer Leasing Variante, aber immerhin war hier ein deutscher Automobilhersteller am Start. Auf seiner Webseite preisen die Stuttgarter die Vorzüge des F-CELL (steht für Fuel Cell und meint die Brennstoffzelle) SUVs an: „Das intelligente Zusammenspiel zwischen Batterie und Brennstoffzelle sowie kurze Betankungszeiten machen den GLC F-CELL zu einem alltagstauglichen elektrischen Begleiter für die Langstrecke“.
Doch damit ist es wohl jetzt vorbei, zumindest wenn man den Worten vom ’neuen‘ CEO Ola Källenius in der letzten Woche Glauben schenkt: „Bei den Pkw konzentrieren wir uns in den nächsten zehn Jahren auf die Batterie.“ Daimler gibt die Brennstoffzelle scheinbar für die Pkw auf und konzentriert deren Entwicklung für die schweren Nutzfahrzeuge. Das ist insofern eine gewisse Überraschung, als dass Källenius selbst noch vor wenigen Monaten in seiner Funktion als Vorstand für Konzernforschung und die Entwicklung der Mercedes-Benz Cars sagte: „Die Brennstoffzelle ist und bleibt eine wichtige Technologie auf unserem Weg zu null Emissionen.“ Wie dem auch sei, Mercedes-Benz hatte im Jahr 1994 sein erstes Brennstoffzellenfahrzeug vorgestellt, damit ist jetzt wohl Schluss.
Toyota präsentiert ein neues Brennstoffzellen Fahrzeug auf der Tokyo Motor Show Ende Oktober
Ganz andere Neuigkeiten kommen zum Thema Brennstoffzelle aus Fernost. In der letzten Woche präsentierte der japanische Fahrzeughersteller Toyota seine zweite Generation des Wasserstoffautos Mirai. Der Name bedeutet auf Japanisch „Zukunft“ und doch ist diese zweite Generation eines Wasserstoffautos mehr Realität als eben Zukunft. Mit diesem Fahrzeug plant Toyota den H2-Antrieb in den Mainstream zu platzieren.
Statt bislang rund 3.000 produzierter Brennstoffzellenfahrzeuge im Jahr, werden die Japaner zukünftig rund 30.000 Mirai Fahrzeuge bauen. Toyota hat als einer der Pioniere der Brennstoffzellentechnologie von der ersten Fahrzeuggeneration des Mirai – über den gesamten Produktionszeitraum betrachtet – insgesamt mehr als 10.000 Einheiten gefertigt und weltweit verkauft. „Wir sehen den Wasserstoff als Technologie für die Langstrecke, dort ist sie der Batterie überlegen. Deshalb wurde der Mirai als Reiselimousine konzipiert“, so ein Firmensprecher. Die Brennstoffzelle steht jetzt vor dem Schritt zu einer Massentechnologie.
H2-Fahrzeuge erzielen große Reichweiten und sind schnell betankt
Brennstoffzellen-Fahrzeuge sind sauber unterwegs und erreichen dennoch Reichweiten, die mit den Fahrzeugen mit Verbrennermotor vergleichbar sind. Wasserstoff-Mobilität erfüllt genau die Ansprüche, saubere und leise Elektromobilität zu liefern und in kurzer Zeit (ca. drei Minuten) für Reichweiten von 500-750 Kilometern den Tank zu befüllen.
Die zweite Generation des Toyota Mirai kommt im Jahr 2020
Die Neuauflage des Mirai, deren Marktstart in Japan, Nordamerika und Europa für das Jahr 2020 vorgesehen ist, wurde stark verbessert. Ein größerer H2-Tank und ein optimiertes Brennstoffzellensystem versprechen eine bis zu 30 Prozent höhere Reichweite. Laut Toyota wird auch das Ansprechverhalten des Brennstoffzellensystems gleichmäßiger und direkter als im aktuellen Toyota Mirai.
„Wir wollten ein Auto mit emotionalem Design und reaktionsschneller Fahrdynamik bauen, das Kunden die ganze Zeit fahren wollen und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann“, erklärt der neue Toyota Mirai Chefingenieur Yoshikazu Tanaka. „Die Kunden sollen sagen können, dass sie sich für den Mirai entschieden haben, weil sie dieses Auto haben wollten und nicht nur, weil es ein Brennstoffzellenfahrzeug ist.“
Wer nutzt in Deutschland heute bereits die Toyota Mirai Wasserstofffahrzeuge in größerer Stückzahl?
Der Berliner Ridepooling Spezialist CleverShuttle hat 45 Toyota Mirai Fahrzeuge der ersten Generation im Einsatz. Binnen weniger Minuten aufgetankt, fährt die erste Generation der Brennstoffzellen-Limousine über 500 Kilometer weit – und das völlig ohne CO2- und Schadstoffausstoß. So hat das Mobility Startup, an dem die Deutsche Bahn mit ca. 84 Prozent beteiligt ist, innerhalb von 24 Monaten nahezu 2,2 Millionen Kilometer zurückgelegt und über 525.000 Fahrgäste befördert. Diese Reichweiten sind für einen Ridepooling Anbieter im Tageseinsatz mehr als ausreichend.
Was machen die deutschen Hersteller?
VW Chef Herbert Diess hat sich in den vergangenen Wochen klar gegen die Brennstoffzelle positioniert. Für ihn sind H2-Autos „einfach Unsinn“, zu klimaschädlich seie die Produktion des Wasserstoff heute, zu teuer und sperrig die Technik, vor allem in kleineren Fahrzeugen. BMW präsentierte auf der IAA im September ein Wasserstofffahrzeug auf seinem Messestand und setzt auf eine Kooperation mit Toyota. Und noch in geheimer Mission sind diverse Audi Fahrzeuge mit Brennstoffzelle im Raum Ingolstadt unterwegs. Nach dem elektrischen e-tron könnte hier die Marke h-tron ins Spiel gebracht werden, mehrere Exemplare nutzen jedenfalls die dortige Wasserstoff-Tankstelle täglich.
Mein Fazit zum Thema Brennstoffzellen Pkw
Die Entdeckung der Brennstoffzelle, die Wasserstoff in elektrische Energie umwandelt und somit nutzbar macht, ist mehr als 100 Jahre alt. Die deutschen Hersteller haben in den vergangenen Jahren viel Geld in die Forschung für ihre Fahrzeuge mit H2 Antrieb gesteckt. Ich persönlich sehe in bestimmten Zielgruppen den Einsatz von Wasserstofffahrzeugen als sinnvoll an, sofern die Produktion des Wasserstoffs nachhaltig machbar ist. Clevershuttle ist für mich ein gutes Beispiel für die Nutzung auf langen Strecken. Hier kann ich mir zum Beispiel den Einsatz von Brennstoffstellenfahrzeugen bei Shuttle-Services auf den langen Zulieferstrecken, wie etwa am Flughafen München vorstellen.
Allerdings sind selbst 30.000 Fahrzeuge aus dem Hause Toyotas nur ein minimaler Anteil des ansonsten in Millionen-Stückzahlen denkenden japanischen Herstellers. Das wird für Mercedes-Benz der Grund gewesen sein, sich im Zuge der gesamten Entwicklungen im Pkw Bereich jetzt zunächst auf die Batterie zu konzentrieren.
Für die Nutzfahrzeuge hingegen sehe ich die Brennstoffzelle als wirklich spannend an. In den Trucks, den Bussen und, ganz groß gedacht, im Schiffbau: hier erscheint der Einsatz des Wasserstoffantriebs tatsächlich sinnvoll zu sein. Ich bin gespannt auf die dortigen Entwicklungen.
Wer mehr zur Funktion der Brennstoffzelle lesen möchte, für den haben wir hier weitere Hintergrundinfos.
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3 Gedanken zu „Brennstoffzellen Pkw – mit Toyota aber ohne Mercedes-Benz?“