Wie gestalten Millenials Smart Cities? Clubhouse Talk

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Kein Aprilscherz sondern ein wirklich spannender Clubhouse Talk fand um 19 Uhr an eben diesem 1. April 2021 statt. Als Moderator gemeinsam mit Hans-Peter Kleebinder sprach ich ab 19 Uhr MEZ mit:

  • Beatrice Hügler | Doktorandin urbanes Mobilitätsverhalten | Institut für Mobilität Universität St. Gallen
  • Merlin Ouboter | Co-Founder Microlino AG | cand. Smart Mobility Manager (HSG)
  • Michael Semmer | Doktorand Stadt- und Quartiersentwicklung | Studienmanager CAS Smart Mobility Management

Das Thema: «Wie gestalten Millenials Smart Cities»?

Im Zuge der starken Veränderungen in der urbanen Mobilität gilt es die Bedürfnisse der jungen Generationen mit einzubinden. Dabei wurden sowohl die Sicht der Städte und Kommunen, als auch die Sichtweise der Anbieter von Fahrzeugen und Services beleuchtet. Im Kern stand dabei die Frage, wie Millenials heute Zukunftsmobilität gestalten.

Hier die Ergebnisse des clubhouse Talks mit den Millenials

Auf die Frage, ob «die älteren Generationen» den Ausbau unserer Städte ‚verbockt‘ haben, gab es klare Antworten. Beatrice sah keine Frage von Schuld, sondern sieht vielmehr eine stark wachsende Bedeutung der Nachhaltigkeitsthemen. „Die junge, umweltbewusste Generation ist sichtlich offener gegenüber alternativen Verkehrsmitteln, das sei bei älteren Personen definitiv schwieriger“.

Welche Schlüsse lassen sich aus China ableiten, das ja in vieler Hinsicht weiter ist als europäische Länder oder auch Nordamerika, wenn wir in Richtung Mobilität in den Städten denken? Dazu erklärt Michael Semmer: „Ja, im ÖV sind die chinesischen Angebote weit voraus. Gerade in Themen wie Zuverlässigkeit oder Bezahlbarkeit (größtenteils durch Apps) ist der chinesische Markt ein Vorbild für Europa“. Letztlich sei jedoch individuelle motorisierte Mobilität für eine 25-Millionen-Stadt nicht darstellbar und vor allem über den reinen Zubau der Infrastruktur nicht kompensierbar. Der chinesische Konsument ist grundsätzlich neuen Produkten/Angeboten in den Städten gegenüber aufgeschlossener, er nimmt diese Mobilitätsdienste schneller an.

Über die Herausforderungen der LEVs (Light Electric Vehicles) sprach Merlin Ouboter aus Zürich. Er ist der CMO vom Microlino, dem elektrischen Fahrzeug aus der L7e Fahrzeugklasse, die Ouboter Familie hat dieses Fahrzeug seit Jahren entwickelt und launcht im kommenden Herbst hier in Europa.

Die Herausforderung bei Microlino als quasi perfekter elektrischer Lösung für den smarten Stadtverkehr: die Fahrzeugklasse wird (regulatorisch) oft übersehen, z.B. bei den EU-Flottengrenzwerten. Für den derzeit im Pkw geltenden Kaufbonus und die Umweltprämie wird die LEV-Klasse nicht einbezogen. „Das ist eine klare Marktverzerrung, denn der Microlino gilt eigentlich als perfektes Stadtauto“ Merlin sieht in der Generation der Millenials den klaren Wunsch, Städte, die derzeit für Autos ausgelegt sind, den Menschen zurückzugeben, hier bedarf es einer Umbruchstimmung. Als Beispiele dafür verweist er auf Paris: hier werden 70.000 Parkplätze pro Jahr innerhalb der Périphérique abgebaut, ähnliche Ziele verfolgt die Umgestaltung der Osloer Innenstadt.

Bildrechte: Michael Brecht – Fahrradwege und Fahrrad-Parking in Victoria Canada – smarte Mobilität in smart cities

Wo ist die stärkste Dynamik, was sind die Treiber für die smarten Städte?

„Wichtig sei es, die Menschen mitzunehmen, denn diese hätten sich an das Auto vor der Türe gewöhnt“, so Michael Semmer. Ein Feldversuch in Bielefeld ergab hierzu, dass trotz kostenlosem ÖPNV Angebot die Pkw-Nutzung trotzdem nicht gesunken sei. Für Beatrice Hügler ist ein weiterer Treiber die Ausrichtung auf autonomes Fahren. Sie sieht bei Level 5 eine größere Offenheit für Sharing bei gleichzeitig reduzierten Sharing-Problemen. Merlin Ouboter wiederum argumentierte, dass das autonome Fahren vor allem eine Konkurrenz zum ÖV werden könne und daraus die ÖV-Nutzung sinken könne. Folge wären dann hier mehr Fahrzeuge in der Stadt, sicherlich nicht unbedingt das Ziel einer smarten Mobilitätspolitik.

Ganz gleich ob sogenannte ‚low traffic neighbourhoods‘ in London oder die Verwirklichung einer 15 Minuten Stadt wie derzeit in Paris in der Umsetzung: autoarme Städte mit höherer Sicherheit für die Bewohner und alle Verkehrsteilnehmer sind das Ziel. Dabei sind alle Beteiligten mitzunehmen, darin waren sich die Millenials all einig.

Ein äußerst spannender Diskurs bei diesem Clubhouse Talk des Institutes for Mobility der Hochschule St.Gallen. Mir hat es großen Spaß gemacht, die ‚jungen Wilden‘ zu moderieren und wir werden sicherlich mit der Generation Y oder auch der nachfolgenden Generation Z weitere Clubhouse Talks unternehmen. Stay tuned!