Energie und Infrastruktur

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Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge – was ist noch nötig für den Durchbruch?

Einer der grössten Kritikpunkte an Elektroautos war bislang die noch relativ geringe Reichweite. Es hält sich nachhaltig die Mär, dass selbst die besten Elektroautos nicht genug Akkukapazität hätten, um lange Strecken zurückzulegen. Wer jedoch die durchschnittliche, tägliche Fahrstrecke in Deutschland betrachtet, der erkennt, dass die neueren Generationen an Elektroautos durchaus hinlänglich Reichweite bieten. In Deutschland fährt der Autofahrer im Schnitt 32 Kilometer Strecke am Tag. Da reichen also die heutigen Reichweiten von 300 bis 550 km bei den neueren Elektrofahrzeugen allemal aus. Das eigentliche Problem bei Elektrofahrzeugen besteht also nicht in der zu geringen Reichweite, zumal die Entwicklungen bei Akkus und Batterien der Elektroautos sukzessive für mehr Reichweite sorgen.

Eine weitere grosse Hürde ist, zumindest in der Perzeption der Fahrer von Verbrennerautos, dass in der Schweiz einfach nicht genug E-Mobilität-Ladesäulen vorhanden sind. E-Mobilität und Ladeinfrastruktur – eine grosse Herausforderung?

Das Jahr 2020 hat hier einen echten Umschwung gebracht. Mit 1.7 Ladepunkten pro zehn E-Autos ist die Verfügbarkeit von öffentlichen Ladestationen Ende des Jahres 2020 in der Schweiz bereits als gut zu bezeichnen. Insgesamt standen nach Statista in der Schweiz im Jahr 2020 7’834 Ladestationen für Elektroautos zur Verfügung. Und das sind die öffentlich zugänglichen Ladepunkte, die vielen privaten Lademöglichkeiten sind hierin nicht enthalten.

Wir brauchen eine europäische Batterieversorgung

Doch die Infrastruktur braucht nicht einfach nur weitere Ladestationen. Für den nachhaltigen und effizienten Aufbau einer Produktion von Elektroautos gilt es in Europa eine eigene Entwicklung und den Bau von Batterie aufzubauen. Die Herstellung der Elektroauto Batterie ist bislang sehr stark in die Hände chinesischer Produzenten gelegt worden. Eigene europäische Kapazitäten für Batterien von Elektroautos sind jedoch unumgänglich. In Europa wurde diesbezüglich reagiert. In den kommenden 2 Jahren sollen bis zu 22 eigene Batteriefabriken in Europa errichtet werden, von Norwegen über Schweden, Deutschland, Frankreich und Polen.

Wir erklären, welche Themen in Sachen Infrastruktur, Ladesäulen und Energie bereits gut funktionieren und was noch verbessert werden muss, damit E-Mobilität massentauglich wird und die Ladeinfrastruktur der Schweiz auch den geplanten Ausbau an Elektroautos ausreichend versorgt.

Die Suche nach der Ladesäule

Zugegeben: ein Auto mit Verbrennungsmotor ist leicht aufgetankt – das ist seit Jahrzehnten geübt ganz gleich, auf welchem Teil der Erde man sich gerade befindet. Anders sieht es aus, wenn man mit einem Elektroauto eine Ladestation finden möchte. Der Ladevorgang erfordert ein Einstellen auf neue Themen, die sowohl von bekannten Anbietern, als auch von neuen Marktteilnehmern erbracht werden.

Denn mit dem Verbrenner fuhren wir jahrelang zu Shell, Total, Aral, BP oder einem der kleineren Anbieter, tankten auf und waren gut 5-6 Minuten später wieder auf der Strasse unterwegs. Der Ladevorgang ist auf den ersten Blick komplexer.

Denn zunächst muss man herausfinden, wo die nächste Ladestation überhaupt ist. Die meisten der Hersteller wie etwa Tesla, Mercedes-Benz oder im Renault Zoe zeigen die in der Nähe liegenden Ladesäulen in ihrem Display an. Dann ist es nötig zu wissen, welche Ladeleistung die jeweilige Säule hat. Zudem sind Wartezeiten einzuplanen, bis das Auto wieder genügend Power hat. Eine weitere Herausforderung: Es gibt verschiedene Säulentypen. Berücksichtigt werden muss auch, dass Akkus an Gleichstromsäulen nur bis 80 Prozent aufgeladen werden dürfen. Und mit anderen Ladesäulen kann das Laden gut und gerne zwei bis vier Stunden dauern.

Auch beim Bezahlen stellt sich die Frage, wie das überhaupt funktioniert: Ist für diese Ladesäule eine Kundenkarte nötig? Was passiert, wenn kein Internetzugang besteht? Die E-Mobilität-Ladesäulen werden nämlich in der Regel nicht von der Tankstelle, sondern von Energieversorgern betrieben. Und wie wird bezahlt? Pro Kilowattstunde, pro Ladevorgang oder pro Stunde?

Und was passiert, wenn man von der Schweiz aus ins Ausland fährt – wie sieht die Infrastruktur dort aus? Klappt das Bezahlen an den dortigen Ladesäulen? Hier gibt es sicherlich noch Nachholbedarf, gerade in den osteuropäischen Ländern wie beispielsweise im beliebten Urlaubsland Kroation ist die Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur heute noch sehr eingeschränkt.

Kurzum: wir müssen uns mit den Elektroautos umstellen. Einfach ist es, wenn aus Gewohnheit immer dieselbe Ladesäule angefahren wird, zum Beispiel beim Einkauf in einem IKEA, Aldi, Kaufland oder Lidl Markt. Hier haben viele der Märkte bereits Ladesäulen im Angebot, welche für die Zeit des Einkaufs meist kostenlos genutzt werden können.

Doch gerade für die längeren Fahrten ist eine gewisse Planung und vorausschauende Routenplanung notwendig. Wer sich für E-Mobilität entscheidet, entscheidet sich zumindest aktuell auch für die Suche nach einer passenden Ladesäule. Doch die Zukunft verspricht Besserung – vor allem in Form von mehr Stromtankstellen in den Städten und auf dem Land.

Ein Licht am Ende des Tunnels

Gerade in grossen Städten ist die nächste Ladesäule bereits heute oft schnell gefunden. Für den Weg zur Arbeit und zurück reicht die Infrastruktur in einer urbanisierten Gegend auch jetzt schon aus. Ganz wichtig ist dank modernster Speichertechnologie inzwischen auch der Ladevorgang zu Hause. Hier kann Strom geladen werden, der aus regenerativen Quellen (Solaranlage) besteht oder der zu Zeiten geladen wird, die besonders günstig sind, also zum Beispiel Nachts. In einigen Schweizer Kantonen wird die Anschaffung einer privaten Ladesäule für zu Hause gefördert.

Beinahe alle Elektroauto Hersteller zeigen die verfügbaren Ladestellen im bordeigenen Display an

Gleichzeitig planen die Autohersteller, das Aufladen von Elektroautos genauso komfortabel zu gestalten wie das Auftanken gewöhnlicher Autos. Das wollen die Hersteller erreichen, indem sie ein Netzwerk aus ultraschnellen Ladestationen aufbauen, das Europas Hauptverkehrsachsen versorgt. Bis zum Ende 2021 wird das Unternehmen IONITY 400 Schnellladesäulen in Europa an besonders wichtigen, strategischen Punkten entlang der Autobahnen und grossen Schnellstrassen errichten, davon auch einige in der Schweiz.

Auch andere Anbieter wie BMW stellen Register zur Verfügung. Audi wiederum stattet seine Käufer der neuen e-tron Fahrzeuge mit einer Audi-eigenen Ladekarte aus, um somit das einheitliche Laden von Strom für das Elektroauto zu vereinfachen. In den Displays der Elektroautos sind dann die Elektro-Ladestationen angezeigt. Das können inzwischen die meisten Bordcomputer der Elektroauto Hersteller, von smart EQ, Renault Zoe bis hin zu den Mercedes-Benz EQ Modellen oder den Tesla Elektroautos. Eine integrierte Darstellung der Lademöglichkeiten gehört zum Service der Elektroauto Produzenten.

Vorbild West-USA

An der Westküste der USA lässt sich das vielleicht beste Netzwerk für Elektroautos finden. Alle 40 bis 80 Kilometer befindet sich hier eine E-Mobilität-Ladesäule. Dieses System streckt sich nicht über die gesamten USA, dennoch dient der „Westcoast Highway“ als gutes Vorbild. Als Heimat des Elektroauto-Herstellers Tesla bekamen die USA auch schon in den letzten Jahren von Tesla selbst Ladesäulen zur Verfügung gestellt. Ein stetig wachsendes Netzwerk aus sogenannten Superchargern sorgt hier schon bald dafür, dass kein Tesla-Fahrer sich mehr Sorgen darüber machen muss, nicht schnell genug wieder Strom zu tanken. Das gilt auch für Europa, hier ist das Superharger Netzwerk erstklassig und grosszügig ausgebaut.

In der Schweiz finden sich die Supercharger-Stationen strategisch in der Nähe von typischen Anlaufstellen wie z.B. Restaurants, Einkaufszentren und WiFi-Hotspots an den Fernstrassen. Jede Supercharger-Station verfügt über mehrere Ladeplätze, manche haben für mehr als 12 Elektroautos zeitgleich Lademöglichkeiten.

Tesla baut seine Batterien für den Einsatz in den Elektroautos in eigenen Fabriken, sie heissen jeweils Gigafactory – dort werden die Grundlagen für die aufladbaren Batterien gelegt, die dann an den Superchargern weltweit geladen werden können.

Fazit: wir stecken mitten drin im Wandel für die Elektromobilität auf Schweizer Strassen und es gibt noch viel zu tun

In der Schweiz hat bereits ein Wandel in Sachen Elektromobilität stattgefunden. Die Infrastruktur wurde deutlich ausgebaut, so dass die Anzahl an Standorten mit Ladepunkten deutlich zugenommen hat. Die Reichweiten in den verfügbaren Elektroautos sind deutlich gestiegen. Im Jahr 2021 werden Dutzende neuer E-Auto-Typen auf die Strasse kommen, allesamt mit verbesserter Batteriequalität.

Doch es muss uns in den kommenden Monaten gelingen, die Infrastruktur und die Ladeprozesse weiter zu vereinfachen. Ladesäulen, Bezahlsysteme und die Verwendung von Ladekabeln muss weiter vereinfacht werden, denn: das Laden muss so einfach werden wie Tanken.

Natürlich besteht immer noch die Möglichkeit, den Wagen zu Hause an der heimatlichen Wallbox oder auch der Steckdose zu laden. So kann ein Laden zuhause allerdings ein paar Stunden dauern. Das gilt es dem Verbraucher klar zu machen, denn neben der Chance, günstiger Strom zu laden, gilt es die veränderten Zeitfaktoren in die eMobilität mit einzubeziehen.