Halbleiter bestimmen unser tägliches Leben. Denn ohne sie läuft buchstäblich nichts in unserem Alltag – vom Mobiltelefon über den Arbeitsrechner, unverzichtbar auch in unserem eigenen Automobil. Halbleiter bestimmen den Betrieb in unserem Alltag und wurden in den letzten Monaten zu einer Mangelware. Es drohen weiterhin deutlich längere Lieferfristen und ein nicht unbedingt besserer Ausblick auf 2022 – denn die Nachfrage nach den Halbleitern übersteigt das derzeitige Angebot signifikant.
Einen ersten Grund gab die COVID-Pandemie im Jahre 2020. Damals zogen die Abnehmer aufgrund ruhender Fertigungslinien und weltweit geschlossener Händlerbetriebe die Notbremse. Doch was zum damaligen Zeitpunkt wie eine Beruhigung angesichts der globalen Pandemie aussah, wirkte sich spätestens mit dem Rebound der Weltwirtschaft negativ aus. Denn was einmal storniert wurde, das kam dann eben anderen Abnehmern zugute.
Aktuelle Studie von Roland Berger besagt nichts Gutes
Und wie geht es weiter? Eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Roland Berger beschreibt, dass Chips für den Einsatz in unseren Fahrzeugen auch bis nach 2023 knapp bleiben. Hauptgrund dafür ist der Engpass der Lieferketten für die Halbleiter. Während deren Nachfrage bis zum Ende des Jahres 2022 um 17 Prozent steigen soll, so wächst das Angebot nach Auffassung der Berater um gerade einmal sechs Prozent. Die Hersteller von Halbleitern produzieren hierbei mit 97 Prozent Auslastung am Limit, eine eventuelle, rasche Ausweitung dieser Produktion ist nicht möglich.
Zwar ist die Automobilindustrie gerade auf dem Weg, die Elektronik der Modelle neu aufzustellen. Doch werden nach Auffassung der Berater aus München die traditionellen Unternehmen für diese Umstellung noch mehr als fünf Jahre benötigen. Die neue Chip-Generation wird vor allem für digitale Lösungen im Fahrzeug, das autonome Fahren, Infotainment Systeme und die Antriebssteuerung benötigt.
Während die etablierten Hersteller also noch auf die älteren Halbleiter setzen, profitieren die neu gegründeten Unternehmen, wie etwa Tesla, NIO, Polestar oder Xpeng, die sich ausschließlich auf Elektroautos konzentrieren, von der Entwicklung der neuen Halbleiter-Generation. So verschaffen sie sich einen wirklichen Vorsprung gegenüber den bislang etablierten Marken.
Was können die Hersteller gegen diese Chip-Verknappung unternehmen?
Die Halbleiterkrise macht sich dann auch in den Bewertungen der einzelnen Automobilhersteller bemerkbar. Der VW Aktienkurs liegt seit sechs Monaten um annähernd 20 Prozent hinten, BMW verlor in den letzten vier Wochen mehr als sieben Prozent. Klar, denn wer Fahrzeuge produziert, die dann letztlich auf die letzten Chips warten und auf Halde geparkt werden müssen, der steht in der Anlegergunst nicht unbedingt vorne. Bei Konzernen wie BMW und VW und bei den großen Zulieferern wie Continental suchen daher eigens gebildete „Taskforces“ den Weltmarkt rund um die Uhr nach Restmengen vor allem der knappen Mikrochips ab. Gleichzeitig steigen die Autopreise, denn zusätzlich zur allgemeinen Verknappung des Angebots werden Rabatte gekürzt. Die Automobilhersteller bauen bevorzugt die erworbenen Chip-Chargen in die höherpreisigen Modelle ein.
Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Halbleiterkrise tatsächlich weiter entwickelt.