Jetzt ist es endlich soweit, die Sharing Anbieter bringen ihre E-Scooter Flotten auf Deutschlands Straßen. Endlich, so mag man beinahe schreiben, konnten sich die politischen Entscheider in Berlin auf Regeln für die elektrischen Fahrzeuge im deutschen Straßenverkehr einigen. Ohne Führerscheinpflicht, ab 14 Jahren, ohne Helm aber dafür auf dem Radweg oder sofern der nicht vorhanden ist, dann eben auf der Straße – das müssen die Fahrer von E-Scootern beachten. Beibehalten wurde die Versicherungspflicht und die Kennzeichnung der E-Scooter Fahrzeuge durch eine Plakette.

Kurz vor dem offiziellen Start der E-Scooter in Deutschland holte sich der skandinavische Anbieter VOI weitere 26 Millionen Euro von zwei potenten Namen im Venture Capital Business: Project A und Creandum stoßen zu der ohnehin bereits sehr gut besetzten Investorenriege von VOI hinzu.
Vor welchen Herausforderungen stehen wir in den europäischen Städten in den kommenden Jahren?
Diversen Vorhersagen zufolge werden bis zum Jahr 2030 mehr als zwei Drittel der europäischen Bevölkerung in Städten leben. Diese fortschreitende Zentralisierung und Urbanisierung bringt große Herausforderungen für die Städte mit sich. Fragen der Mobilität und hier insbesondere des Bewältigens der sogenannten ‘letzten Meile’ für Personen und Waren, sowie des Umweltschutzes und der Nutzung der bislang vom Verkehr besetzten Flächen: das alles sind Aufgaben, für welche die Mobilitätsexperten Antworten finden müssen.
Worum geht es beim E-Scooter Sharing in den Städten?
Elektrische Scooter gelten als eine willkommene Ergänzung beim Personentransport auf der letzten Meile. Das können sowohl berufstätige Pendler, Kinder und Studenten auf dem Schulweg oder dem Weg in Hochschule oder Universität sein. E-Scooter gelten jedoch auch als ein hervorragend geeignetes Verkehrsmittel für Touristen. Im Rahmen der Mikromobilität werden diese E-Scooter schon heute weltweit genutzt. Das ist auch der Grund, weshalb in Europa seit dem vergangenen Jahr die Gelder der Investoren so reichlich in die Anbieter von E-Scooter Sharing Services flossen.
Wohin floss das Geld der Investoren bislang im Mobility Segment der E-Scooter Anbieter?
Neben den beiden großen amerikanischen E-Scooter Sharing Anbietern Bird und Lime, sind in 2018 diverse Mobility Startups aus Europa mit Millionen an Startkapital ausgerüstet worden. Alleine in Berlin bekamen mit Wind, Tier und Flash (ehemals GoFlash) drei Startups in Kapitalrunden zwischen 25 und 50 Millionen Euro. Der Schwedische E-Scooter Anbieter VOI erhielt in 2018 bereits 50 Millionen von Balderton, Vostok, LocalGlobe, Raine, und einer hochrangigen Liste von Angel-Investoren.
Die neueste Runde der E-Scooter Sharing Investitionen über 25 Millionen Euro
Die beiden Investoren Creandum und Project A sind Teil der neuesten Finanzierungsrunde von VOI Technologies. Der Berliner Investor Project A, ein Venture-Arm von Otto und Axel Springer, ist für seine Verhältnisse erst jetzt, vielleicht etwas spät, auf den E-Scooter Zug aufgesprungen. Nach eigener Aussage freut man sich jedoch, “den europäischen Marktführer im Bereich Elektroroller-Sharing zu unterstützen”.
Weshalb entscheidet sich Project A ausgerechnet für den skandinavischen E-Scooter Spezialisten VOI?
Vielleicht lässt sich das Abwarten von Project A und Creandum auch als besonders clever bezeichnen. Denn trotz des Einsteigens zu einer späten und damit höheren Bewertung erlaubte dieses Abwarten, sich den Markt der einzelnen E-Scooter Anbieter zunächst einmal in Ruhe anzusehen.
So verkündet es dann auch Project A in einer Stellungnahme: “Nachdem wir die europäische Landschaft durchleuchtet hatten, schien unsere Entscheidung, VOI zu unterstützen, selbstverständlich. Wir sind der Meinung, dass es einen, vielleicht zwei europäische Gewinner in der Mikromobilität geben wird, und wir sind überzeugt, dass VOI der dominante Akteur sein wird”.
Welche Gründe sprachen gemäß Project A für das Investment in VOI?
Konkret heißt das, dass neben den beiden amerikanischen Anbietern Lime und Bird laut Project A noch Platz für bis zu zwei weitere Anbieter im europäischen Market sein dürfte.
Hier die einzelnen Gründe, weshalb das Investment in den schwedischen E-Scooter Anbieter erfolgte:
- VOI sei laut Project A erkennbar der Schnellste bei der Skalierung in neue Städte. “In Europa waren sie eine der ersten auf dem Markt und bewegen sich seitdem mit hoher Geschwindigkeit; ihre Skalierung, Ausführung und ihr Wachstum bei den Nutzerkohorten sind beispiellos”.
- Ein zweiter Grund liegt in der Hypothese für die Unterstützung eines europäischen Unternehmens, da die hiesigen Regierungen lokale Akteure bevorzugen könnten. Das ist eine Konsequenz aus dem Vorgehen einzelner meist aggressiver Anbieter. So waren einzelne der E-Scooter Sharing Anbieter immer wieder unangenehm in einzelnen Städten aufgefallen. Hier wurden ohne Genehmigung einfach mal eine Reihe von E-Scootern lanciert. Diese durften dann meist nach kurzer Zeit wieder eingesammelt werden. VOI arbeitet nach eigener Auskunft immer vom ersten Tag an eng mit den lokalen Regierungen zusammen und beachtet die stadtspezifischen Vorschriften und Besonderheiten.
- VOI weist nach Angaben von Project A ein “Amazing Team” auf. Das ist in Zeiten mehrerer Anbieter mit jeweils sehr viel Geld im Rücken tatsächlich ein Kernelement für den Erfolg. Der Fokus der E-Scooter Anbieter wird in der Executive liegen. Wie kann ein Team sowohl den internationalen Ausbau, als auch die Optimierung in den einzelnen Städten hinbekommen. Vergleiche zu Lieferando, Deliveroo und Delivery Hero sind hier durchaus angebracht.
- Der Gewinner unter den E-Scooter Sharing Anbietern muss sich auf eine schnelle und qualitativ hochwertige Eigenentwicklung stützen können. “VOI hat von Anfang an integrierte Full-Stack-Funktionen im eigenen Haus aufgebaut, Schlüsselkomponenten wie Backend oder Connectivity Module,” sind nach Auskunft der Investoren mit eigener Kompetenz gesichert.
- Durchaus etwas überraschend kommt die finale Erkenntnis aus dem Hause Project A: “Der kälteste Markt ist manchmal der beste Markt: Der europäische Gewinner der gemeinsamen Mikromobilität muss eine starke Ausgangsbasis haben.” Und die kann durchaus auch in einem kälteren Land wie Schweden sein. Bislang waren die E-Scooter Anbieter aufgrund der besseren Nutzungsdauer vor allem in den wärmeren Märkten wie Spanien und Portugal im Einsatz.
In welchen Städten ist VOI Stand heute bereits aktiv?
VOI hat seine elektrischen Scooter zum Sharing in den nachfolgenden Städten auf den Straßen: Stockholm, Göteborg, Malmö, Lund, Uppsala und Kopenhagen sowie Paris, Lyon, Madrid, Malaga, Murcia, Saragossa, Lissabon und Faro. Oslo, Helsinki und weitere Städte sollen in den kommenden Wochen hinzukommen.
Was kostet die Fahrt mit einem VOI E-Scooter im Sharing Angebot?
Wie bei den meisten E-Scooter Sharing Angeboten auch kostet die Fahrt mit einem VOI E-Scooter einen Euro als Basisgebühr und dann 0,15 Euro für jede angefangene Minute an Fahrtkosten.
Unser Fazit zu dem erneuten Millioneninvestment in VOI
Es kristallisiert sich bereits heute unter den europäischen Marktteilnehmern die Erkenntnis, dass es nur einige ganz wenige Gewinner im E-Scooter Sharing Segment geben wird. Neben den bereits gesetzten amerikanischen E-Scooter Riesen Bird und Lime können das auch aus unserer Sicht lediglich 1-2 weitere europäische Anbieter sein. Im Wettlauf der vielen Anbieter müssen sich gerade in den nächsten Monaten die europäischen E-Scooter Sharing Startups beweisen. Zurück bleiben werden 1-2 Gewinner und viele frustrierte Investoren, die mit ihren hohen Millioneneinsätzen zum Großteil auf die falschen Rennpferde gesetzt haben. 2019 wird dafür ein sehr spannendes Jahr – wir bleiben dran.