Es sind drastische Massnahmen, die wir, bedingt durch den Corona Virus, spätestens seit wenigen Tagen in deutschen Städten erleben. Wir erklären hier einige der Maßnahmen und versuchen deren Wirkung auf unseren Alltag in Sachen Urbane Mobilität zu interpretieren.
Wie erfolgte die Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2?
Weltweit haben sich zehntausende Menschen mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 infiziert, welcher die Lungenerkrankung Covid-19 auslöst. Nach seinem Start im chinesischen Wuhan hat sich der Erreger jedoch in viele weitere Länder verbreitet, so auch nach Deutschland. Die Weltgesundheitsorganisation sieht inzwischen Europa als Zentrum der Coronavirus-Pandemie, hier steigt ähnlich wie zuvor in China oder Korea die Zahl der Infizierten sprunghaft. Gefährdet sind vor allem ältere Menschen, vor allem jene, die Vorerkrankungen zum Beispiel an den Lungen haben.
Das Ziel: wir müssen den Anstieg der Infektionen der Corona-Epidemie in Deutschland verlangsamen
Es ist dieses Verlangsamen des Anstiegs der Kurve an neuen Infizierten, den wir jetzt weltweit anstreben. #FlattenTheCurve ist die Kurzformel dafür. Um dieses zu erreichen, haben die meisten europäischen Staaten drastische Maßnahmen ergriffen. Kindergärten, Schulen und Universitäten sind europaweit geschlossen, vielerorts auch Bars, Restaurants, Geschäfte und Freizeiteinrichtungen. Bayern hat am Montag den Katastrophenfall ausgerufen. Ministerpräsident Söder erklärt als Ziel, es gehe darum „soziale Kontakte aus(zu)dünnen, das öffentliche Leben herunterfahren.“
Welche Auswirkungen haben diese Massnahmen auf die Mobilität und deren Anbieter in den europäischen Urbanen Zentren. Eines vorweg: die Maßnahmen zur Eindämmung sind allesamt richtig und zu begrüßen. Wir müssen aufeinander aufpassen und sehen, dass wir vor allem die anfälligen Mitbürger schützen. Wir schauen uns daher in diesem Post drei konkrete Maßnahmen von Mobilitätsanbietern an und werden auch in den nächsten Tagen weiter dazu berichten.
Die Ridesharing Anbieter reagieren mit Änderungen in den Fahrzeugen
An und für sich sind die Angebote der Ridesharing oder Ridepooling Anbieter wie Clevershuttle, ioki, MOIA oder Viavan ja auf das gemeinsame Fahrerlebnis ausgelegt. Günstiger als im Taxi, mit mehr Komfort und gemeinsam mit anderen Passagieren werden die Reisenden in den Fahrzeugen von A nach B gebracht. Genau dieses Gruppenerlebnis ist nun in Zeiten des Corona Virus kontraproduktiv, da wir ja die sozialen Kontakte minimieren wollen.
Was unternehmen die Ridesharing Anbieter also konkret zum Schutz ihrer Fahrer und Passagiere:
- Die Beifahrersitze in den Ridesharing Fahrzeugen sind gesperrt.
- Die Anzahl an buchbaren Plätzen werden reduziert, so dass die Kunden mehr Abstand zu den anderen Passagieren haben.
- Es gibt keinen direkten Kontakt mehr zwischen den Fahrern und den Passagieren, so wird zum Beispiel das Bezahlen mit Bargeld ausgesetzt.
- In vielen Fahrzeugen öffnen die Türen automatisch, so dass die Türgriffe nicht mehr angefasst werden müssen.
- Die Fahrzeuge werden häufiger desinfiziert.
Ob diese Maßnahmen ausreichen, um die Passagiere trotz Corona weiter zum Ridesharing zu bewegen bleibt abzuwarten. Entscheidend ist zunächst einmal das deutlich zurück gegangene Mobilitätsaufkommen selbst. Der CFO des Mobility Giganten Uber vermeldete am Montag auf CNBC, dass in Seattle die Zahl der gebuchten Fahrten mit Uber um rund 40 Prozent zurückgegangen sind. Das ist nicht nur für Uber, sondern auch für die vielen, freien Fahrer ein drastischer Einschnitt. In anderen Städten und Ländern wird das Ergebnis wohl nicht viel anders aussehen.
Umweltspuren – in Düsseldorf werden sie (temporär) wieder geöffnet
Das klingt zunächst einmal wenig erfreulich, aber in Düsseldorf ist diese Notmaßnahme tatsächlich umgesetzt worden. Die vor wenigen Monaten eingeführten Umweltspuren werden ausgesetzt. Deren Einführung erfolgte als Anreiz für die Pendler und Besucher der Rheinmetropole zur eigenen Nutzung von Bus und Bahn. Raus aus dem Privat-KFZ, meist ja einzeln genutzt, und rein in Bus und Bahn. Jetzt erfolgte die Umkehr, vor allem zum Schutz von besonders gefährdeten Personen. Denn genau die sollen den ÖPNV in unseren Städten derzeit nicht nutzen. Also sind seit Montagnachmittag in der Landeshauptstadt NRW die Umweltspuren wieder für den Verkehr frei gegeben.
Mobility Startups kämpfen ums Überleben
Die Startup Szene kämpft ja ohnehin einen eigenen, recht kostenintensiven Kampf im harten internationalen Wettbewerb und bei der Umstellung auf neue Antriebsformen. Dazu zählen auch die Mobility Startups, von denen wir oben ja schon einige Ridesharing Spezialisten und deren Maßnahmen erwähnt haben. Bei den Ridesharing Anbietern steht jedoch in der Regel ein großer Mobility Anbieter wie die Deutsche Bahn (Clevershuttle und ioki), Daimler (Viavan Joint Venture) oder VW (MOIA) dahinter.
Viele der innovativen Mobility Startups sind jedoch über Angel Investoren, Venture Capitalisten oder Private Equity Häuser finanziert. Hier ist die Liquidität deutlich eingeschränkter, alles in diesen Startups ist auf Wachstum ausgelegt. Umsatzrückgänge oder das Schließen einzelner Standorte aufgrund leerer Innenstädte gilt als Zeichen der Schwäche. Hier stehen wir gerade im Marktsegment der Mikromobilität vor einer Bereinigung, vor allem im E-Scooter Bereich.
Mein Fazit zu diesen Maßnahmen in Urbaner Mobilität
Für alle von uns ist der Umgang mit dem Corona Virus eine vollkommen neue Erfahrung. Doch der Zeitpunkt des „Corona-Einschlags“ könnte für die Mobility Anbieter nicht schlechter sein. Die Automotive Hersteller kämpfen ohnehin ums Überleben, Umstellungskosten für E-Mobilität, Investitionen in Sachen Connectivity oder autonomes Fahren, das alles stresst die Hersteller aus München, Stuttgart oder Wolfsburg schon ohnehin.
Doch seit Beginn von Corona ist auch in Sachen Mobility alles anders. Es geht um ein ’survival of the fittest‘ oder ‚… of the Ones with the deepest pockets‘. Dabei begrüßen wir natürlich alle Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung. Wir werden aufpassen müssen, dass wir zugleich auch die kleinen, innovativen Gründungsteams weiter unterstützen. Hier dürfen wir die kleinen Pflänzchen der Innovation nicht abwürgen. Wir berichten in den kommenden Tagen weiter über die Maßnahmen und diesen Überlebenskampf. Stay safe.