E-Bikes gibt es mittlerweile viele, das ist nichts neues. NÜWIEL zäumt daher im wahrsten Sinne den Drahtesel von hinten auf und stattet statt dem Fahrrad, den Fahrradanhänger mit einem Elektromotor aus.

Neues Projekt des Mobility-Startups NÜWIEL: Nach IKEA jetzt Autobahn

Seitdem wir das letzte Mal über die Hamburger berichtet haben, hat sich einiges getan – und das in nicht einmal vier Monaten. Nach dem IKEA Accelerator Programm, hat das norddeutsche Startup auch einmal den Süden besucht und sich bei Startup Autobahn, dem Acceleratorprogramm von Plug&Play, eingeklinkt. Auf dem Expo Day Ende Februar in der Arena 2036 legte Gründerin Natalia Tomiyama zum Abschluss des Programms ihren Stand der Dinge vor – und wurde in ihrer Kategorie „Production and Supply Chain“ sogar vom Publikum zum Favoriten gekürt.

Elektro-Anhänger statt Elektro-Bike

Noch vollkommen außer Atem, aber überglücklich nach der Wahl zum Kategorienliebling, treffe ich Natalia an ihrem Stand. Ich gratuliere und frage dann: Wie kommt man eigentlich auf die Idee, einen Lastenanhänger mit einem Elektromotor zu versehen? Da lacht sie erstmal. Die Idee sei einem ihrer Mitgründer beim Fahrradfahren mit seinen Kindern gekommen, antwortet sie dann. Wenn man die Kleinen von Anfang an mitnehmen wolle, brauche man einen Fahrradanhänger – und das werde mit drei Kids auf Dauer doch anstrengend. So weit, so gut. Aber warum ist der Anhänger dann für Pakete und andere Lasten ausgelegt? Wieder lacht Natalia. Es sei einfach sicherer, es erstmal mit Paketen zu testen, als mit Kindern, sagt sie dann ganz trocken. Da kann ich ihr in der Tat nur zustimmen.

Der Elektro-Anhänger: Mit 250 Watt durch die Stadt

Danach nehme ich den elektrisch betriebenen Anhänger – den mittlerweile sechsten Prototypen – einmal näher unter die Lupe. Auf den ersten Blick sieht er aus wie eine große Metallbox auf Rädern. Grundprinzip erkannt. Und dann ist da natürlich noch das Feature, das den Anhänger Teil der „Generation E“ werden lässt: Der Elektromotor. Mit 250 Watt beschleunigt der Hubmotor den Anhänger vorwärts. Er bleibt damit im Bereich von Pedelecs, was ihn von Versicherungskennzeichen befreit.

Prototyp #6 auf dem Expo Day
Quelle: Sabrina Pfeifer

Wo Gas gegeben wird, muss auch gebremst werden: Damit der Anhänger den Radler vorne dran nicht “über den Haufen” fährt, entschleunigt und bremst er von selbst, gesteuert durch Sensoren. Übrigens: Schneller und langsamer wird er immer nur genau so viel, dass der Fahrer vorne die Last seines Anhängsels nicht „spürt“. Raffiniert ist auch die Anhängerkupplung. Laut NÜWIEL kann sie an jedes Fahrrad angeklipst werden. So folgt der Hänger von selbst den Bewegungen des Radlers.

NÜWIEL: „Wir machen die Last Mile effizienter“

Das erklärte Ziel von NÜWIEL ist die Reduzierung von Lärmbelastung, Stau und Luftverschmutzung, vor allem in großen Städten. Hier setzt die Idee an, die Anhänger momentan in erster Linie Lieferdiensten für grüne Flottenlösungen anzubieten. So kommen Sie im städtischen Verkehrschaos schneller ans Ziel – und dabei natürlich so umweltfreundlich und emissionsfrei wie möglich. Außerdem sind die Unterhaltungskosten eines solchen Fuhrparks mit Sicherheit geringer, braucht der Anhänger doch weniger Platz und weniger „Sprit“.

Die Gründer Fahad Khan, Natalia Tomiyama und Sandro Rabbiosi
Quelle: NÜWIEL

Ab Anfang 2019 kann man endlich auch mit dem Fahrrad schwere Sachen transportieren

Bisher wurden die Prototypen, auf die bis zu 120kg zugeladen werde können, eifrig getestet. Einer der großen Partner ist der weltweite Paketdienst UPS. Ab diesem Jahr soll die erste Kleinserie produziert werden – Anfang 2019 ist die erste Serienproduktion geplant. Und: Je nachdem wie es im B2B-Geschäft vorangeht, könnte der Verkauf an Privatkunden als nächstes auf die Umsetzungsliste geschrieben werden. Dann machen vielleicht mehr Menschen auch ihren Wocheneinkauf mit dem Fahrrad. Denn das Argument “Mit dem Fahrrad kann ich keine schweren Getränkekisten transportieren” hat dann ja auf jeden Fall keine Grundlage mehr. Darüber machen sich NÜWIEL aber frühestens in einem Jahr Gedanken.

Trotzdem: Wir bleiben gespannt!