Hier auf dem eMobilität Blog berichten wir über die neuesten Trends aus den Bereichen Connectivity, Autonomes Fahren, Sharing und der Elektromobilität. Dabei laden wir von Zeit zu Zeit Experten ein, uns bei diesen Themen in einem Beitrag ihren eigenen Eindruck zu schildern. Ich habe daher heute den Berliner Mobility-Experten Augustin Friedel gebeten, uns zum Thema Abo-Modelle für Autos seine Einschätzung zu geben. Augustin ist ein erfahrener Experte für Shared Mobility, mit Fokus auf Micromobility, Carsharing und Mobility on Demand Services.
Abonnement Modelle werden inzwischen sowohl von Mobility Startups, als auch von den klassischen Autoherstellern angeboten. Neben dem zurückgehenden Wunsch nach einem eigenen Auto, macht der Autokauf selbst gerade der jüngeren Generation keinen Spaß mehr und gilt als nicht mehr zeitgemäß. Wir fahren im Schnitt unser Auto an einer von vierundzwanzig Stunden am Tag. Eine lange Bindung zum gleichen Fahrzeug wird daher unattraktiv und das zunehmende Angebot von Mobilitätsalternativen mehr und mehr präferiert. Was steckt hinter den Angeboten von Cluno, ViveLaCar, Faaren, finn.auto und Vulog? Die Antwort dazu findet sich heute in unserem Beitrag von Augustin – over to you.
Gastbeitrag von Augustin Friedel: Autos und andere Fahrzeuge im Abonnement
Das Abo-Modell wird auch bei Fahrzeugen immer beliebter, die Zielgruppe wird größer und es wird auch für bisherigen Anbieter im Fahrzeugvertrieb ein wichtiger Absatzkanal werden. Anbieter von Auto-Abos, bzw. Subscriptions nutzen auch den Trend aus, dass eine steigende Anzahl an Konsumenten dazu tendiert, ein Auto über einen flexiblen Zeitraum zu nutzen, statt dauerhaft zu besitzen.
Bei den Abo-Anbietern können die Kunden aus einer Auswahl an vordefinierten Fahrzeugen und Paketen wählen. Die Pakete enthalten sämtliche anfallende Kosten, ausschließlich der Kosten für das Laden an der Ladesäule oder den benötigten Treibstoff. Die Anbieter der verschiedenen Abonnement-Modelle stellen dem Kunden meistens mehrere Pakete und Zusatz-Optionen zur Auswahl. Diese Pakete unterscheiden sich zum Beispiel durch die inkludierte monatliche Fahrleistung, Mindestvertragslaufzeit oder Selbstbehalt bei Versicherung.
Der Autovertrieb wechselt vom Offline zum Online-Modell
Zusätzlich adressieren die Anbieter das geänderte Kundenverhalten in Bezug auf Online- statt Offline-Sales. Mehr und mehr Kunden erwarten, dass Autos voll digital und online bestellt werden können. Die Bereitschaft, etablierte Autohändler aufzusuchen und die teils sperrigen Prozesse von Autokauf und Verkauf zu akzeptieren, sinkt vor allem bei den jüngeren Mobilitäts-Konsumenten. Die Auswirkungen von COVID-19 verstärken die Trends von offline zu online und von Lieferungen bis an die Haustür.
Aus Anbieter und Investoren Sicht ist es attraktiv, daß Auto Abos im Gegensatz zu Shared Mobility Diensten auch außerhalb der Städte funktionieren. Das ermöglicht für die Abo-Anbieter wie Cluno und Co. ganz andere Möglichkeiten.
Eine jüngst publizierte Studie von CAR-Institut schätzt in einer ersten Indikation ab, dass Abo-Modelle bis zum Jahr 2030 einen Marktanteil von bis zu 40% erreichen können. Volvo bietet mit CARE by Volvo seit längerem ein Auto-Abo an, mittlerweile entfallen nach Auskunft des Fahrzeugherstellers mit chinesischer Muttergesellschaft auf dieses Angebot bereits etwa 5% des Fahrzeug-Absatzes.

Differenzierung zwischen Asset Light und eigenen Flotten
Die Unternehmen, die aktuell im Auto Abo Bereich unterwegs sind, lassen sich in Asset Light und Asset Heavy aufteilen. Asset Light bedeutet, dass die Anbieter keine eigene Flotte aufbauen. Asset Heavy Anbieter hingegen schon, die Anbieter sind somit eher mit einem Mietwagenanbieter vergleichbar.
Die Anbieter im Asset Light Bereich verfolgen das Business Modell eines Marktplatzes und verdienen durch Kommissionen. Die Fahrzeuge werden nicht in den eigenen Büchern geführt, sondern nur zwischen den Kunden und Fahrzeughaltern vermittelt. Die Fahrzeuge sind bei angeschlossenen Händlern, Leasinganbietern oder Flottenbetreibern angemeldet.
Heavy Asset Anbieter, wie Cluno, Carvolution oder SIXT+ bilden die gesamte Value Chain ab, vom originären Fahrzeugkauf bis hin zum -verkauf. Entscheidender Punkt ist die Finanzierung der Fahrzeuge und die Kontrolle des Restwert-Risikos. Um erfolgreich zu sein, müssen die Anbieter in der Lage sein, die Autos in ihre Bücher zu nehmen, die einen hohen Wiederkaufswert generieren.
Eigene Software oder Software-as-a-Service
Desweiteren gibt es einen Unterschied bei der verwendeten Software und IT. Einige Anbieter, meist VC finanziert, bauen ihre eigene IT von Grund aus auf. Händler und Automotive OEMs entscheiden sich häufig für den Einkauf von bestehenden Software Lösungen, die von sogenannten Softwae as a Service (SaaS) Dienstleistern zur Verfügung gestellt werden.
SaaS Enablers stellen die IT-Tools und Architektur für einige Asset Light und Asset Heavy Angebote zur Verfügung. Einige der Anbieter, wie z.B. ViveLaCar oder Faaren treten mit einem eigenen Frontend gegenüber den Kunden auf, bieten aber gleichzeitig auch ihre Software-as-a-Service (SaaS) Lösung anderen B2B Kunden an, die mit dieser bestehenden Lösung und eigenem Branding ein eigenes Angebot starten können.
Vor allem Automotive OEMs, wie Seat Deutschland, Volvo, Hyundai oder BMW nutzen die Software Angebote von Anbietern wie imove, fleetpool oder ViveLaCar, um ein Auto-Abo zu testen. So lässt sich ohne großen IT-Aufwand ein Angebot für die Kunden präsentieren. Es werden Learnings und Erfahrungswerte generiert, die für die weitere Planung genutzt werden können.

Bislang dominieren die Verbrenner – doch Änderung ist in Sicht
Die bekannten Anbieter führen selten E-Fahrzeuge, der Fokus liegt noch auf Fahrzeugen mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren. In den kommenden Monaten dürfte jedoch die Anzahl der Anbieter mit Elektroautos steigen. Die flexiblen Modelle werden bei den Automobilherstellern und Händlern als ein vielversprechendes Angebot angesehen, um Konsumenten an die Elektromobilität heranzuführen. Und dank der Fördermittel steigt die Attraktivität der Elektroautos und somit deren potentieller Restwert.
Abo-Modelle nicht nur für Autos
Abo Modelle sind nicht nur im Automobilbereich attraktiv. Die Nachfrage bei Fahrrädern, Kick-Scootern und Mopeds steigt ebenfalls. Der amerikanische Anbieter Unagi hat zusammen mit der Haas School of Business das Geschäftspotential untersucht, mit dem Ergebnis, dass im Jahr 2025 etwa 35% der Scooter Nutzer lieber ein Fahrzeug besitzen/im Abo beziehen, anstatt pro Minute bei Anbietern wie TIER, VOI oder Dott zu mieten.
In Europa ist Swapfiets der bekannteste Anbieter für Abo-Modelle im Micromobility Segment. Das Unternehmen aus den Niederlanden ist mit klassischen Fahrrädern gestartet, mittlerweile befinden sich auch e-Bikes, E-Scooter und Roller im Angebot.
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Herzlichen Dank Augustin für diesen spannenden Beitrag zu den digitalen Lösungen für Auto-Abonnements – wir werden den Markt weiter beobachten und davon berichten.