Lkw-Abbiegeassistenten: welche gibt es und wie gut sind sie?

Als Teil der vom ADAC durchgeführten Tests, wurden Abbiegeassistenten in Lkws auf einem Testgelände auf ihre Effizienz getestet.

Sie passieren oft: Kollisionen im Straßenverkehr zwischen abbiegenden Lkws und Fahrradfahrern. Um das Unfallrisiko in solchen Situationen zu vermeiden, sollen Lkws in Zukunft serienmäßig mit Abbiegeassistenzsystemen ausgestattet werden. Diese sollen Lkw-Fahrer auf Radler aufmerksam machen und beim Abbiegevorgang vor potentiellen Gefahren warnen. Diese digitalen Systeme für Verkehrssicherheit sollen Menschenleben retten.

Momentan müssen Lkws noch keine Abbiegeassistenzsysteme installiert haben. Es gibt jedoch Überlegungen, die digitalen Assistenzsysteme ab frühestens 2022 europaweit zur Pflicht werden zu lassen.

Was sind Abbiegeassistenzsysteme und wie funktionieren sie?

Das Ziel eines digitalen Abbiegeassistenzsystems ist, im Straßenverkehr Kollisionen zwischen abbiegenden Lkws und Fahrradfahrern, E-Scooter und Rollerfahreren sowie Fussgängern zu vermeiden. Die Systeme sollen dabei Lkw-Fahrer darauf hinweisen, dass sich ein anderes Fahrzeug oder Fussgänger rechts des Lkws befindet und somit Unfälle vermeiden helfen.

Die Abbiegeassistenzsysteme sind dabei im Fahrzeuginneren mit dem Lenkrad oder der Blinkanlage gekoppelt, um zu erkennen, wann der Fahrer vorsieht, abzubiegen. Sie dienen somit als digitaler Unterstützer für den Fahrer in seinem Lkw.

Verkehrstests: ADAC testet digitale Abbiegeassistenzsysteme für Lkws

ADAC-Tests der Abbiegeassistenten in Lkws

Der Verkehrsclub ADAC testete eine Auswahl an Abbiegeassistenzsystemen auf ihre Effizienz im Straßenverkehr und in Abbiegesituationen. Die verschiedenen Systeme mussten sich Tests auf einem Testgelände und im realen Straßenverkehr unterziehen.

Im Folgenden stellen wir zuerst die verschiedenen Typen an Abbiegeassistenzsystemen vor und teilen dann anschließend die Ergebnisse der ADAC-Tests mit.

Welche Abbiegeassistenzsysteme für Lkw gibt es?

Es gibt drei verschiedene Wege, um Lkw-Fahrern zu helfen, potentielle Gefahren im Straßenverkehr zu erkennen: Ultraschallsensoren, Radarsensoren und sensoroptische Systeme. Aus diesen Systemen wurden unterschiedliche Abbiegeassistenten entwickelt – vier davon waren Teil der Tests des ADAC:

  • Mobileye: Verkehrsüberwachung durch eine Kamera und Verkehrsaufzeichnung über einen Monitor im Führerhaus des Lkw (Kamera-Monitor-System).
  • EDEKA / Wüllhorst Fahrzeugbau: ein Abbiegeassistenzsystem aus Ultraschallsensoren und einem Kamera-Monitor-System.
  • MEKRA Lang: Abbiegeassistenzsystem mit Radarsensoren und Kamera-Monitor-System.
  • LUIS Technology Turn Detect: Kamera-Monitor-System.

ADAC-Testergebnisse: Welche Abbiegeassistenzsysteme überzeugen und welche müssen optimiert werden?

Hier stellen wir die Testergebnisse der ADAC-Tests vor: welche Abbiegeassistenzsysteme überzeugen bei den Verkehrstests und welche weisen derzeit noch Fehler auf und müssen daher optimiert werden?

ADAC-Tests: Abbiegeassistenzsystem MEKRA Lang klarer Testsieger

Der klare Sieger der ADAC-Tests ist das Abbiegeassistenzsystem MEKRA Lang, welches aus Radarsensoren und einem Kamera-Monitor-System besteht. Das MEKRA Lang System erzielte das beste Ergebnis bei Tests auf dem ADAC-Testgelände und im Straßenverkehr.

Radarsensoren messen dabei Parameter wie die Geschwindigkeit anderer Verkehrsteilnehmer und potentieller Gefahren. Sie erweisen sich daher als nützlich, da sie echte Gefahren wie Fahrradfahrer von am Straßenrand stehenden Bäumen oder Straßenschildern unterscheiden können. Dies wiederum hilft dabei, Fehlauslösungen des Systems zu vermeiden.

ADAC-Tests: Mobileye schneidet gut ab, LUIS Technology Turn Detect und der Abbiegeassistent von EDEKA und Wüllhorst Fahrzeugbau erweisen sich als problematisch

Neben Testsieger MEKRA Lang überzeugte auch das Abbiegeassistenzsystem Mobileye durch seine leichte Bedienung und die niedrige Anzahl an Fehlauslösungen im Straßenverkehr.

Das Abbiegesystem Turn Detect von LUIS Technology stellte sich als problematisch im Straßenverkehr heraus, da es nur potentielle Gefahren erkennen kann, die sich langsamer bewegen als der Lkw selbst. Sollte ein Fahrradfahrer also ebenso schnell fahren wie der abbiegende Lkw, wird dieser von dem Kamera-Monitor-System des Abbiegeassistenten nicht erfasst.

Ebenso problematisch erwies sich der Abbiegeassistent von EDEKA und Wüllhorst Fahrzeugbau. In den meisten Abbiegesituationen ergaben sich Fehlauslösungen.

Daimler Trucks setzt auf ein eigenes System an Abbiegeassistenten

Interessant sind die Entwicklungen der einzelnen Lkw-Hersteller, von denen die Nutzfahrzeugsparten der Daimler AG besonders weit sind in der serienmäßigen Ausrüstung der Nutzfahrzeuge. Die Stuttgarter treiben die Entwicklung von Sicherheits- und Assistenzsystemen für den Einsatz in Lkw, Bussen und Transportern voran. Alle Nutzfahrzeug-Sparten können mit neuen, digitalen Sicherheitstechnologien wie den Abbiegeassistenten oder die Mirror Cam ausgerüstet werden. Insbesondere beim Lkw im Fernverkehr wird die Kombination von Assistenzsystemen in den nächsten Jahren den Weg zum autonomen Fahren ebnen. Bei Tests auf einer Rennstrecke in der Nähe von Barcelona wurden die Ergebnisse vorgestellt.

Mercedes-Benz Tourismo M/2, Safety Coach, Exterieur, yellowstone, OM 470 Euro VI mit 335 kW (455 PS), 10,7 L Hubraum, 8-Gang Mercedes PowerShift, Active Brake Assist 4, Sideguard Assist, Spurassistent, ESP, Predictive Powertrain Control,

Unser Fazit zu Lkw-Abbiegeassistenzsystemen

Eines steht fest: Abbiegeassistenten können sich als durchaus hilfreich erweisen und zukünftig viele Kollisionen im Straßenverkehr vermeiden helfen. Auch der ADAC empfiehlt, die Systeme zukünftig serienmäßig in alle Lkws einzubauen – und das schon bevor sie 2022 pflichtmäßig Teil der Ausstattung jedes Lkws sein müssen.

Es ist jedoch auch klar, dass manche Abbiegeassistenzsysteme bis dahin noch optimiert und weiterentwickelt werden müssen. Der ADAC spricht, neben der erwünschten serienmäßigen Ausstattung, noch die Empfehlung aus, Abbiegeassistenzsysteme in Zukunft noch sicherer zu machen. Sie sollen, laut ADAC, beispielsweise mit dem Notbremssystem des Lkws gekoppelt werden und somit für noch mehr Sicherheit für Fahrradfahrer sorgen. Diese gewünschte Entwicklung benötigt allerdings ein System, das keine Fehlauslösungen hat.

Man kann daher sehen, dass noch einiges an Arbeit geleistet werden muss, um die Assistenzsysteme in Zukunft fest in den Straßenverkehr zu integrieren. Doch mit weiteren Entwicklungen und Optimierungen können sie bald für mehr Sicherheit und ein niedrigeres Unfallrisiko auf unseren Straßen sorgen. So funktioniert aktive Verkehrssicherheit mit Hilfe digitaler Unterstützung im 21. Jahrhundert.

Daimler bringt neue Sicherheitstechnologien in allen Nutzfahrzeug-Sparten auf die Straße: Auch den Großtransporter Mercedes-Benz Sprinter halten die Sicherheits- und Assistenzsysteme in nicht alltäglichen Fahrsituation in der Spur